74. Neujahrskonzert: Walzer als Friedensbotschaft

Ketevan Papava und Eno Peci tanzen in Westwood-Kostümen.
Eine Hommage an Richard Strauss und Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs stehen am Programm.

Am 1. Jänner ist es wieder soweit. Dann findet im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins das 74. Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker statt. Zum 56. Mal überträgt der ORF das Konzert live. Erstmals werden mehr als 90 Länder via TV mit dabei sein, wenn Dirigent Daniel Barenboim zum zweiten Mal nach 2009 das Neue Jahr musikalisch einläutet.

„Es war uns ganz besonders wichtig, dass Daniel Barenboim genau dieses Neujahrskonzert leitet“, so Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg bei der Programmpräsentation.

Silberne Hochzeit

74. Neujahrskonzert: Walzer als Friedensbotschaft
APA16229636 - 27122013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT KI - Dirigent Daniel Barenboim (li) und Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg am Freitag, 27. Dezember 2013 im Rahmen einer PK der Wiener Philharmoniker zum "Neujahrskonzert 2014" in Wien. APA-FOTO: HANS PUNZ
Hellsberg, der diesmal aufgrund eines Trümmerbruchs im linken Ellbogen nicht spielen kann, weiter: „Das hat zwei Gründe. Erstens feiern wir 2014 Silberne Hochzeit, denn vor 25 Jahren hat Daniel Barenboim bei uns sein Debüt als Dirigent gegeben. Zweitens ist 2014 jenes Jahr, in dem die Welt an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren denkt. Und Daniel Barenboim lieben wir nicht nur als Musiker, sondern auch als großen Humanisten. Sein Engagement für den Frieden im Nahen Osten mit dem West-Eastern Divan Orchestra ist einzigartig. Daher war der Barenboim der logische Dirigent für 2014.“

Barenboim streut seinerseits den Wiener Philharmonikern Rosen. „Ich werde mein Debüt mit diesem Orchester nie vergessen, und wir haben schon so viele glückliche Stunden miteinander verbracht. Aber ganz ehrlich: Als ich gefragt wurde, ob ich zum zweiten Mal das Neujahrskonzert dirigieren möchte, habe ich mich zwar sehr geehrt gefühlt, aber dennoch kurz gezögert. Oft ist ja das zweite Konzert nicht so gut wie das erste. Aber dann habe ich mir gedacht: Das ist doch Aberglaube, und dem will ich keinen Platz einräumen.“

Runder Geburtstag

Das Programm ist laut Hellsberg in „Gemeinschaftsarbeit“ entstanden; im Zentrum steht natürlich wieder die Strauß-Dynastie. Aber es gibt auch viele Neuerungen. So wird erstmals – anlässlich des 150-Geburtstags des Komponisten – ein Werk von Richard Strauss gespielt: dessen „Mondscheinmusik“ aus der Oper „Capriccio“. Von Joseph Strauß erklingt der „Dynamiden-Walzer“, auch das eine indirekte Reminiszenz an Richard Strauss.

Ein Teil des Programms steht auch mit Dirigent Barenboim in Zusammenhang. So erklingt zum Auftakt die „Helenen-Quadrille“ von Eduard Strauß – dies ist eine bewusste Reverenz an Barenboims Gattin Elena Bashkirova und wurde von Hellsberg ins Programm reklamiert.

Krieg und Frieden

Mit dem „Egyptischen Marsch“ von Johann Strauß Sohn werden Barenboims Friedensbemühungen im Nahen Osten gewürdigt. Mit dem „Carolinen-Galopp“ von Johann Strauß Vater und noch mehr mit dem „Friedenspalmen-Walzer“ von Joseph Strauß erinnert man an den Ersten Weltkrieg.

Joseph Strauß schrieb diesen Walzer nämlich unter dem Eindruck der Schlacht von Königgrätz 1866.

ORF 2 ist mit 16 Kameras ab 11.15 Uhr im Musikverein dabei; erstmals führt Michael Beyer Regie. Die Balletteinlagen (Choreografie: Ashley Page, Kostüme: Vivienne Westwood) des Wiener Staatsballetts wurden bereits abgedreht; zum Donauwalzer aber werden Kathrin Menzinger und Vadim Garbuzov („Dancing Stars“) live durch den Goldenen Saal schweben. Vor der Konzertübertragung gibt es eine Doku über Barenboim und dessen Wirken; der Pausenfilm beleuchtet das „Neujahrskonzert 2014 – Backstage“.

Wie jedes Jahr spenden die Wiener Philharmoniker auch heuer wieder 100.000 Euro der Konzerteinnahmen für „Licht ins Dunkel“; neu ist eine längerfristige Partnerschaft mit Amnesty International. Hier unterstützt das Orchester das Amnesty-Projekt „Menschenrechte machen Schule“ mit ebenfalls 100.000 Euro.

Bleibt nur noch eine einzige Frage: Wie kommt man zu Karten für das Neujahrskonzert? Barenboim lachend: „Selbst ich habe nur einen Stehplatz gekriegt.“

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