5K HD liefern fragile Songs, geboren aus ästhetisierten Geräuschen

5K HD liefern fragile Songs, geboren aus ästhetisierten Geräuschen
Für das Album "Creation Eats Creator" hat die Band elektronische Effekte ausschließlich mit akustischen Mitteln erzielt

Mit den Fingernägeln über die Saiten des Kontrabasses kratzen. In die Trompete singen, sie mit Alufolie umwickeln und ohne Mundstück blasen. Magneten und Filze in das Klavier legen.

All das sind Spiel-Techniken, die die Avantgarde-Pop-Band 5K HD bei ihrem eben erschienenen Album „Creation Eats Creator“ eingesetzt hat. Dafür haben die fünf Musiker, die mit einem fast cineastisch breiten und an elektronischen Effekten reichen Sound bekannt geworden sind, neun Songs ihrer bisherigen Alben akustisch aufgenommen.

Bisher schon haben sie alle ihre Instrumente gespielt, den Klang nie von einem Computer erzeugen lassen. Sie haben ihn aber nach der Aufnahme stark mit Effekten bearbeitet. Die Idee, die elektronische Klangmanipulation wegzulassen, kam 5K HD, als Bassist Manu Mayr im Jazz-Club Porgy & Bess in Wien seine Projekte vorstellen konnte. Überrascht hat ihn und seine Band dann, „wie leicht die Umsetzung war“.

Und das, obwohl 5K HD – anders als man denken könnte – nicht einfach die Effekte von den alten Aufnahmen runtergenommen, sondern alles neu aufgenommen und dabei die Tempi und die Arrangements geändert haben, um „denselben Eindruck zu erzeugen, wie die Effekte“.

Zu Gute kam Mayr, der wieder als Produzent fungierte, dass er sich schon länger mit der „Ästhetisierung der Geräusche“ beschäftigt und damit experimentiert hat und zum Beispiel die Saiten seines Basses so zum Scheppern bringen kann, dass es nicht störend auffällt, sondern wie ein elektronischer Verzerrer klingt.

5K HD liefern fragile Songs, geboren aus ästhetisierten Geräuschen

5K HD mit  Manu Mayr (Mitte) und Mira Lu Kovacs rechts neben ihm

Titel wie „Effortlessly“ oder „Crazy Talk“ gewinnen dabei an emotionaler Dichte und gehen noch tiefer unter die Haut als im Original. Dass die meisten der so bearbeiteten Songs aus dem Album „High Performer“ von 2019 stammen, hat zwei Gründe.

„Einerseits haben wir sie vor der Pandemie noch live spielen können und so waren sie uns noch sehr nahe“, erzählt Sängerin Mira Lu Kovacs. „Andererseits habe ich damals auf sehr emotionale Art meine Konsum- und Kapitalismus-Kritik verarbeitet. Und diese Inhalte sind immer noch höchst aktuell.“

Was Kovacs aber betont, ist, dass das „Du“ in diesen Songs, die ein unbeschwertes Leben für alle fordern oder aufrufen aktiv zu werden, anstatt in der Traurigkeit über den Zustand der Welt zu baden, auch sie selbst ist.

„Ich kann den Konsum deshalb so gut kritisieren, weil ich selbst eine starke Konsumentin bin, weil es mir auch taugt, Erfolg zu haben und Bestätigung zu erfahren. Ich arbeite zwar daran, das zu ändern. Aber leicht ist das nicht. Denn alle unsere Systeme sind darauf ausgerichtet, andere zu überholen und auszustechen. Das Miteinander wird sehr wenig gefordert und gefördert.“

Brigitte Schokarth

Kommentare