2014, ein schwieriges Jahr für die Filmindustrie

Der Streit um „The Interview“ war ein passender Abschluss für ein durchwachsenes Kinojahr.

Selbst so programmierte Kassenknüller wie der "Hobbit" konnten am Ende nichts mehr daran ändern: Das abgelaufene Kinojahr war ein durchwachsenes. Laut dem Branchendienst boxofficemojo.com blieben die Umsätze der großen Hollywoodstudios 2014 um mehr als fünf Prozent hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Programmierte Blockbuster wie die 100 Millionen Dollar-Produktion "Transcendence" mit Johnny Depp oder Teil zwei der Graphic-Novel-Verfilmung "Sin City" floppten komplett. Hoffnungsträger wie das Endzeitspektakel "Pompeii"blieben weit hinter den Erwartungen zurück.

2014, ein schwieriges Jahr für die Filmindustrie
Schwerer wiegt aber der verhaltene Erfolg von Blockbustern wie "The Amazing Spider-Man 2" oder "Die Tribute von Panem". Weit weg davon ein Flop zu sein, konnten sie denoch nicht an die Erfolge ihrer Vorgänger anschließen. Als (kleine) Überraschung im Kinojahr 2014 gilt lediglich der Erfolg der "Guardians of The Galaxy"– die bis dato ulkigste Verfilmung eines Marvel-Comics spielte 633 Millionen Euro ein. Wobei: Dass Superhelden im Kino funktionieren, sollte eigentlich niemanden mehr wundern.

Der kleine Umsatzrückgang ist verkraftbar, bestimmt. Immerhin verzeichnete die amerikanische Filmindustrie 2013 mit rund 903 Millionen Euro so hohe Einnahmen wie überhaupt noch nie zuvor.

Es sind auch weniger die Zahlen, die die Branche zuletzt beunruhigt haben. Dass die vielversprechende Ulk-Komödie "The Interview" nach der Hackerattacke (aus Nordkorea?) nach langem Hin und Her am Ende zwar doch noch – aber in nur 331 Kinos landesweit und vor allem zuerst via Online-Store veröffentlicht wurde, kommt einem Paradigmenwechsel gleich. "Es gibt ein klares Bekenntnis von Hollywood, dass es die Filme immer zuerst im Kino zu sehen geben wird", war sich Christian Langhammer – Chef des heimischen Kino-Platzhirschen Cineplexx – beim KURIER-Gespräch im September noch sicher.

Online-Erfolg

Inzwischen wurde "The Interview" mehr als zwei Millionen Mal (legal) heruntergeladen – brachte Sony Pictures rund 12 Millionen Euro, ohne dass jemand auch nur eine Kinokarte gekauft hätte. Mit dem eingeschränkten Kinostart – zuvor waren 2500 Kinos zum Start geplant – verdiente Sony über das Wochenende nach Weihnachten noch knapp 2,5 Millionen Euro. Makulatur.

Dass das Beispiel Schule machen könnte, gilt dennoch als unwahrscheinlich. Im verbittert geführten Kampf gegen Internet-Piraterie verfolgen die Hollywoodstudios eine Null-Kooperations-Politik. Außerdem waren die Vorzeichen für "The Interview" einzigartig. Nach dem Hackerangriff, der auch auf politischer Ebene für Aufregung sorgte, sahen es viele Amerikaner geradezu als ihre patriotische Pflicht, die Nordkorea-Satire zu sehen – das wirkt besser als jedes Marketingbudget. Bis die kolportierten Produktionskosten von 40 Millionen Dollar eingespielt sind, ist es dennoch noch ein langer Weg.

Für 2015 verspricht sich Hollywood wieder Rekorde – allein drei neue Superheldenfilme stehen am Programm. An 2014 wird schnell vergessen sein.

Mithilfe einer US-Menschenrechtsorganisation will ein Aktivist aus Südkorea 100.000 Kopien des gegen Pjöngjang gerichteten Films "The Interview" nach Nordkorea schmuggeln. Wie der einst von Nord- nach Südkorea übergelaufene Park Sang-hak am Donnerstag mitteilte, sollen die DVDs und USB-Sticks Ende Jänner zusammen mit Flugblättern an Ballons über die innerkoreanische Grenzlinie gebracht werden.

Das genaue Datum wird Park zufolge um den 20. Jänner festgelegt, wenn seine Partner von der US-Organisation Human Rights Foundation in Seoul seien. Die Organisation habe auch die Produktion der DVDs und USB-Sticks finanziert.

Die Filmstudios Sony Pictures hatte den für den ersten Weihnachtsfeiertag geplanten Kinostart des Films in den USA zunächst abgesagt. Zuvor hatte eine Hackergruppe namens Guardians of Peace (Friedenswächter) vertrauliche Informationen veröffentlicht und ominöse Drohungen ausgesprochen. Die US-Bundespolizei FBI und US-Präsident Barack Obama machten dafür Nordkorea verantwortlich, was Pjöngjang bestreitet. Nicht zuletzt auf Druck Obamas gab Sony dann doch grünes Licht für den Kinostart des Films. In Sonys bisher erfolgreichstem Online-Film geht es um die Ermordung des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un durch den US-Auslandsgeheimdienst CIA.

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