Inspiration
Für Schmid ist der Zentralfriedhof immer schon Inspiration gewesen. Schon für ihr Kabarettprogramm, in dem es darum geht, dass sie ein Ehrengrab der Stadt Wien möchte. Das bekommt sie auch, weil sie den Status Wiens als „unfreundlichste Stadt der Welt“ rettet.
Das ist ihr auch wirklich ein Anliegen. Im Café Sperl hat sie sich immer vom Grant der Kellner beflügeln lassen und irgendwann war der Ober plötzlich nett. „Mein Kollege David Poglin und ich haben zu ihm gesagt, wenn er jetzt nicht endlich unfreundlich ist, geben wir ihm kein Trinkgeld. Und dann hat er sich Mühe gegeben. Jetzt sagt er immer schon, wenn wir kommen: ‚Na, de scho wieda!‘ und wir sagen: ‚Danke‘! Das ist die Begrüßung, die wir uns erwarten.“
Gruft? Zu teuer
Falls in Sachen Ehrengrab nichts weitergeht, hat sich Schmid auch schon informiert, wie viel sie zurücklegen müsste, wenn sie zur Selbsthilfe greifen muss. Eine schöne denkmalgeschützte Gruft würde freilich auf 90.000 Euro für zehn Jahre kommen, hat sie recherchiert.
Also doch weiter am Ehrengrab arbeiten. Das gleichnamige Programm hat sie übrigens auch schon in Aufbahrungshalle 2 („wo Falco aufgebahrt war“) gespielt.
„Die Bestattung Wien wollte das wie ein richtiges Begräbnis aufziehen. Mit Trauerkränzen und ich bin dann in einem Sarg hereingetragen worden, wo ich dann wie aus einer Torte rausgesprungen bin.“
Ihrer Mutter sei das etwas zu weit gegangen, aber der Oma hat’s natürlich gefallen. „Die hat gesagt: ‚Super, da bekomm ich einen Eindruck, wie das ist, wenn du tot bist, weil ich werd das ja wahrscheinlich nicht erleben.‘“
„Schwarze Seele“
Das Morbide ist also bei Schmid sichtlich erblich bedingt: „Ich möchte diese Tradition weitertragen, ich will nicht dass das aufhört, man soll in Wien ein bissl morbide sein! Der Wiener hat doch eine schwarze Seele, das soll man nicht einfach mit dieser totalen Happiness überdecken“, formuliert sie eine Art Mission.
Auch auf ihrem ersten Album „Nachtschwarz“ und der EP „Asche“ war der Tod sehr dominant. Auf dem neuen Album „Bittersüß“, das im Oktober erscheint, „ist er auch noch da, aber versteckter“.
Kraftoft Friedhof
Am Zentralfriedhof schätzt Schmid, so paradox es klingt, aber auch das Leben. „Meine andere Oma ist letztes Jahr gestorben, die ist gar nicht dort begraben. Aber es hat mich immer wieder hingezogen, weil der Zentralfriedhof auch so ein Ort des Trosts und der Hoffnung für mich ist. Wenn’s mir schlecht geht, setz ich mich auf ein Bankerl im Zentralfriedhof.“
Einen Kraftort kann man gut brauchen als Frau in einer Szene, die stark männerdominiert ist, wie die der Wiener Liedermacher. „Ich habe mich ja selbst künstlerisch nur an Männern orientiert, an Georg Danzer und Ludwig Hirsch.“
„Nichts gefallen lassen“
Für das neue Album hat Shlomit Butbul das Vocal Coaching gemacht und sie steht auch abseits der Stimme an Schmids Seite: „Sie sagt mir immer: Lass dir nichts gefallen. Als Frau ist es halt schon so, dass du immer gleich so komisch beurteilt wirst. Wenn man selbstbewusst auf der Bühne ist, dann wird einem etwa Arroganz vorgeworfen. Ich hab noch nie gehört, dass jemand dem Ernst Molden vorgeworfen hat, dass er arrogant geschaut hat.“
Zum Konzert möchte Schmids Oma das T-Shirt anziehen, auf dem der Spruch steht, den sie selbst gestiftet hat: „In Wien ist der Tod ein Happy End“.
Sie ist jetzt 92 und der Enkelin wird der Übermut nun mitunter unheimlich. Aber die Großmutter bleibt standhaft keck in finalen Dingen. Schmid sagt dazu liebevoll resignierend: „Sie lacht den Tod einfach aus.“
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