Wofür die Wiener anstehen

Wofür die Wiener anstehen
Nicht nur für eine neue Disco oder für das Café Central. Nein, auch für Brot.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Vom Café Central ist man es ja gewohnt. Egal, wann man vorbeigeht, dort stehen Menschen Schlange. Gut, der Andrang vor dem Central wird wohl die wenigstens Wiener tangieren (es sind ja Touristen, die da anstehen), aber: Woanders stellen sich neuerdings auch die Wienerinnen und Wiener an.

Und zwar für Brot.

Ein Wochentag in den Weihnachtsferien, 10.30 Uhr beim neuen Trendbäcker Öfferl in

der Wollzeile. Man bemerkt es nicht, wenn man schon seit 9 Uhr bei Schnittlauchbrot, weichem Ei und zweitem Kaffee sitzt. Erst, wenn man eineinhalb Stunden später gehen mag, kann man es nicht mehr übersehen. Weil man nämlich vor lauter Menschen fast nicht zur Tür kommt. Bis zum Gehsteig stehen sie, um einen der 35 Sitzplätze zu ergattern. Anfang Oktober hat der Weinviertler Bäcker Georg Öfferl (28) gemeinsam mit seinem Cousin Lukas (27) sein erstes Bistro in Wien eröffnet.

Nur ein Bistro ist es allerdings nicht. Gleich nach dem Eingang steht rechts die Vitrine mit dem frischen Gebäck. Von dort hat man besten Blick auf die Kaffeemaschine und kann der Barista zuschauen, wie sie (wirklich guten) Kaffee macht. Und dann kommt erst das wirklich Spannende: Da steht ein Bäcker, grüßt freundlich und bäckt Brot. Oder rollt Salzstangerl. Denn die Backstube ist mitten im Lokal. Das ist sehr stylisch, mit betongrauen Wänden, grauen Terrazzo-Tischen und irgendwie angenehm grellen Leuchtröhren. Und ja, auch das Brot ist wirklich gut.

Dass den Wienerinnen und Wienern ihr Brot nicht egal ist, wissen wir seit der Eröffnung des ersten Szene-Bäcker-Bistros, dem Joseph in der Landstraßer Hauptstraße. Heute noch stehen dort täglich Menschen Schlange. Und spätestens seit der Bruegel-Ausstellung im Kunsthistorischen ist uns klar, dass wir uns nun auch fürs Museum anstellen müssen.

Wer weiß, vielleicht wird durch das viele Anstellen aus dem geliebten Wiener Grant irgendwann einmal die berühmte Wiener Engelsgeduld.

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