Völlig ausgestrocknet

Sigi Bergmann und der Sportjournalismus von früher.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Die Sendung „Sport 20“ ließ noch einmal den wunderbaren, skandalöserweise verstorbenen Sigi Bergmann zu Wort kommen. Über seine Opernleidenschaft sagte der legendäre Sportreporter: „Das ist der Platz, wo ich am meisten geweint habe in meinem Leben. Denn wenn ich Musik höre, dann öffnet das bei mir alle Schleusen. Es ist wirklich schon vorgekommen, dass ich auf meiner Tränenflut in die U4 geschwommen bin und völlig ausgetrocknet in Hütteldorf angekommen.“

Sigi Bergmann war das lebende Beispiel dafür, dass Sport ein Teil der Kultur ist – und nicht ihr Feind. Sein Tod erinnert aber auch daran, dass ein bestimmter Stil des Sportjournalismus im ORF kaum noch vorkommt: Überraschend, oft schräg, bis an die Schmerzgrenze kritisch. Vor 30 Jahren wurde „Sport am Montag“ durch das brave und deprimierend erwartbare „Sport am Sonntag“ ersetzt.

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