Im Pornokammerl

Explizite Sexdarstellungen, aber achtsam: Auch das Kulturfernsehen hat die Pornografie als Thema entdeckt
Michael Huber

Michael Huber

Zu den Evergreens unter den TV-Reportagen zählt der „Besuch beim Pornodreh“. Einst liefen solche „Enthüllungen“ nachts auf RTL; sie waren der Nervenkitzel des kleinen Mannes, der es nicht wagte, den Vorhang zum Pornokammerl (damals noch ein physischer Ort in einer Videothek, nicht einfach „das Internet“) zu durchschreiten.

2024 ist das Format am Kultursender 3 SAT gelandet: Man sah dort in der Nacht zum Freitag hippe Bobotypen, die sich über Achtsamkeit und sexuelle No-Gos unterhielten. Es gibt nämlich viele „alternative“ Pornos, bei denen wichtig ist, dass sich alle gut fühlen. Das „Porno-Paradox“ ist also nicht, dass viele Menschen Pornos schauen und wenige es zugeben: Paradox wirkt, dass Tabuüberschreitung und die strenge Reglementierung des Zulässigen von denselben Menschen praktiziert wird. Das macht Porno nicht weniger artifiziell. Aber vielleicht weniger schmuddelig.

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