Bach ohne Perücke

Der TV-Film "Bach - ein Weihnachtswunder" hüllte einen kulturpolitischen Dauerkonflikt in historische Kostüme
Michael Huber

Michael Huber

Leipziger Forscher sicher: Politiker trieben Bach in den Burnout!“ titelte die Bild-Zeitung bereits 2023. Da war der TV-Film „Bach – ein Weihnachtswunder“, der am Mittwoch auf ORF 2 Premiere feierte, zwar noch nicht abgedreht. Doch der Grundkonflikt, der kulturpolitische Debatten scheinbar bis in die Gegenwart prägt, war klar.

Hier der geniale Komponist, der in seinem Schaffensdrang über das Übliche hinausschießt. Dort die kleinkrämerischen Geldgeber, die die Größe des Werks nicht zu erkennen imstande sind: Das war die Idee, die der Film durchspielte. Ob die Entstehung des „Weihnachtsoratoriums“ sich tatsächlich so zutrug, ist – trotz überlieferter Konflikte Bachs mit der Obrigkeit – sehr zweifelhaft: Zu offensichtlich projizierte der Film ein gegenwärtiges Künstlerbild in die Vergangenheit. Es ist ein häufiges Manko von Historienfilmen, das Perücken und Kostüme leider nicht kaschieren.

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