Weihnachten im Sommer: Endlich wieder Lebkuchen und Zimtsterne

Alles hat seine Zeit. Der Bärlauch. Das Bockbier. Fasching. Pfingsten. Ostern. Schulbeginn im Osten. Schulbeginn im Westen. Die Marillenblüte in der Wachau. Das erste Mal. Das letzte Mal. Es gibt eine Zeit, in der der Spargel aus der Erde muss, die Erdbeeren und Tomaten nicht nur nach Wasser schmecken und die Birnen vom Baum fallen. Das alles sind (mehr oder weniger) wiederkehrende Fixpunkte im Jahr, Dinge, auf die man sich in einer immer komplizierter werdenden Welt noch verlassen kann.

Blöd nur, dass einiges davon eine immer größer werdende Schwankungsbreite aufweist. Aktuelles Beispiel: Die heurige Weinlese startet so früh wie selten zuvor. Schuld daran ist – eh klar! – die Erderwärmung. Der kann man mittlerweile für fast alles die Schuld geben, was natürlich unfair ist. Denn für den Pflegenotstand oder den Fachkräftemangel kann sie nichts. Sie kann auch nichts dafür, dass immer mehr Gasthäuser am Land zusperren. Das hat andere Gründe. Ob man die Erderwärmung dafür verantwortlich machen kann, dass immer mehr Menschen mit Schlapfen einen Berg besteigen (auf 2.000 Meter hat es immerhin noch 20 Grad)? Könnte sein.

Bei all diesen Fragezeichen gibt es aber noch etwas, auf das man sich verlassen kann – nämlich den Start der Lebkuchensaison Ende August. Egal, ob es 35 Grad hat, der Lebkuchen muss in den Handel. Dafür haben sich die Supermärkte von einer Tropennacht auf die andere zum Weihnachtsmarkt verwandelt. Überall liegen nun Weihnachtssterne, Spekulatius, Powidl-Knöpfe, Kletzenbrot, Lebkuchenvariationen, Marzipan-Riegel und Panettone herum. Bis zum Advent ist der Großteil davon schon wieder abgelaufen. Apropos Advent: Wo sind eigentlich die Adventkalender? Wo der dazu passende Christbaum? So einen Tannenschatten könnte man bei 30 Grad in der Wohnung gerade gut gebrauchen. Warum ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, im Sommer Maroni und Glühwein zu verkaufen?