Von Würsteln, Schweinereien und (angeblich) bedrohten Existenzen
Zeiten ändern sich. Und damit auch Gewohnheiten, Gesetze und Verhaltensregeln. Während man früher noch Bitte und Danke gesagt hat, wird heutzutage gerne geschwiegen, wenn man jemandem die Tür aufhält. Auch Grüßen ist nicht mehr en vogue. Dafür wird überall telefoniert, werden laut Videos am Handy geschaut und setzen sich Menschen ohne Kinder in das Familienabteil im Zug, damit Familien mit Kindern schauen können, wo sie bleiben.
Zeiten ändern sich. Kaum noch einer kann sich vorstellen, dass früher im Lokal geraucht wurde. Noch weniger können sich Jugendliche vorstellen, wo man früher überall geraucht hat. Nämlich überall: Also auch im Flugzeug, in der U-Bahn-Station, im Zug, im Kinderzimmer, in der Arbeit und im Bett (vor, nach und zwischen dem Sex).
Zeiten ändern sich. Und damit scheinbar auch die Wiener Gemütlichkeit, die ich vergangene Woche an dieser Stelle angepriesen habe: Sie dürfte bereits vom Aussterben bedroht sein. Zumindest ist sie nur noch in gewissen Habitaten zu finden: Man finde sie nur noch, wenn man drüberstolpert, hat mir Leser K. geschrieben. Das gilt übrigens auch für das (baldige) Weltkulturerbe Würstelstandl. Aber Würstelstand ist nicht gleich Würstelstand. Es gibt sie nämlich in allen Qualitätsklassen. Zum Glück finden sich darunter auch noch jene, die ausschließlich mit hervorragenden Schweinerein bestückt sind, bei denen es also keine Pizzaschnitte, keinen Kebab, keine Asia-Nudeln-Box und keine Käsekrainer gibt, die bereits den ganzen Tag am Grill dahinvegetiert. Auch super: Das zunehmende vegane Angebot beim Würstelstand.
Zeiten ändern sich. Und damit nicht nur die Würste, sondern auch das Pfandsystem. Das bringt einige Würstelstandbesitzer total in Rage, weil sie ab 2025 die Flaschen, Dosen und PET-Flaschen, die sie verkaufen, zurücknehmen müssen. Sie sehen dadurch ihre Existenz bedroht. Geh bitte! Das ist machbar. Übriges: Von Döner-Pizza-Nudel-Buden-Besitzern hat man diesbezüglich noch kein Gesudere vernommen ...
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