Kren. Mitunter der beste Grund, um ein paar Tränen zu vergießen
Wer beim Krenreiben keine Träne verdrückt, nicht filmreif weint, macht etwas falsch bzw. hat eine Wurzen in der Hand, die nichts mehr taugt. Weg damit.
Kren. Die Deutschen sagen Meerrettich zu ihm, was einer Beleidigung gleicht. Die Pflanze steckt das aber locker weg und tut einfach das, was sie tun muss, um ihrem Namen gerecht zu werden: Er fährt mit Schwung ins Hirn, lässt die Nasennebenhöhlen beben und rührt fortan zu Tränen. Das passt, weil Kren vom Slawischen „krenas“ abgeleitet wird, was man mit weinen übersetzen kann. Im Wort Meerrettich steckt hingegen das althochdeutsche „mer“, das so viel wie „größer“ bedeutet, „größerer Rettich“ also. Mit dem Meer (also Jesolo und so) hat die Pflanze hingegen ähnlich viel zu tun wie die Austria aus Wien mit der Champions League. Ich als Austrianer darf das sagen.
Zurück zum Kren: Schon beim Reiben entfaltet er seine Kraft. Es steigen im besten Fall Wolken von ätherischen Ölen auf. Am besten atmet man diese ganz tief durch die Nase ein. Dabei gilt es, hart zu bleiben, immerhin soll es helfen: Hildegard von Bingen empfahl den Kren, das „Penicillin der Bauern“, bereits in Mittelalter gegen Erkältungen und Husten.
Über die kulinarischen Qualitäten dieser Wunderwurzel lässt sich Folgendes sagen: Etwas hölzern, dezent bitter, eigenwillig scharf und in Kombination mit einem (süßen) Senf, frischem Schwarzbrot und Frankfurtern oder (noch besser) Waldviertlern ist das unschlagbar. Oder man denke nur an ein Blunzengröstl oder eine Brettljause – ohne Kren nur halb so gut. Das bringt uns zurück zum Anfang, zum Krenreiben: Ohne Reiben kein frischer Kren, da mögen die Augen noch so brennen. Da muss man einfach durch. Angeblich soll Wasser im Mund wie beim Zwiebelschneiden helfen, aber das ist feig.
Was der Spruch „Des is’ zum Krenreiben“ bedeutet, darüber herrscht scheinbar noch keine Klarheit. Wie würden Sie diesen Spruch verwenden?
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