Warum in der Studienzeit die Lebe zu einem Tierschützer endete
Zu Beginn meiner Studienzeit verliebte ich mich in einen Musiker. Er trug einen epischen Afro, schrieb mir Lieder, war mit ganzem Herzen links. Uns vereinte der Wunsch, die Welt zu verbessern. Wir gingen auf Demos, diskutierten nächtelang über Politik, protestierten gegen alles. Das war für mich damals der Inbegriff von Romantik. Nur ein Punkt trennte uns: Er, Stadtbub aus dem Sechsten, war veganer Tierschützer, ich gerade erst aus NÖ nach Wien gezogen und noch der Ansicht, dass ein Leben ohne Grammelschmalzbrot möglich, aber sinnlos wäre.
Eines Tages bezog eine Maus in meiner kleinen dunklen Garçonnière am Gürtel Quartier, ich war wohl nicht die Sauberste. Der Maus gefiel es bei mir so gut, dass sie hier ihre Kinder aufziehen wollte. Sie begann, meine Bücher anzuknabbern, um aus den Papierschnipseln ein Nest zu bauen. In meinen Augen war die Garçonnière nicht groß genug für uns alle.
Maus verschmähte ihre Rettung
Die Maus musste weg. Im Hormonrausch folgte ich dem Wunsch meines Lovers und kaufte um 40 Euro – eine damals astronomische Summe – eine Lebendfalle. Ich beseitigte alles Essbare und verwandelte die Lebendfalle in ein Nagetiere-Delikatessen-Buffet: verschiedene Käsesorten, Speck, sogar Mäusefutter aus der Zoohandlung bot ich ihr an. Zehn Tage lang verschmähte die Maus ihre Rettung. Als sie dann das Innenfutter meiner einzigen Handtasche zur Nestpolsterung ausnagte, verzweifelte ich und kaufte um 1,50 Euro eine Mausefalle, wie ich sie vom Land kannte.
Kaum dass ich auf der Toilette war, schnappte die Falle zu. Daraufhin ging die Beziehung in die Brüche. Genosse Tierschützer wollte mich nicht mehr als Genossin, weil ich Genossin Maus auf dem Gewissen hatte. Mein Liebeskummer war heftig, aber kurz. Ich verstand: Nicht alle Ansichten sind kompatibel. Solidarität ist toll. Für eine Dreiecksbeziehung mit einer Maus bin ich aber leider zu sehr Landkind.
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