Während Hirscher zögert, spielt sein Langzeitchef Golf
Dominic Thiem wurde seiner Favoritenrolle bei den Buchmachern gerecht. Die Nummer 4 der Tenniswelt verlässt Kitzbühel mit einem 90.000-Euro-Siegercheck. Ob die Nummer 1 der Ski-Welt, Marcel Hirscher, 25 Wochen später im Kitzbüheler Slalom um die 70.000-Euro-Siegesprämie mitcarven wird – darauf indes wagt nicht einmal sein PR-Mann Stefan Illek zu wetten, obwohl er Marcel entgegen ursprünglicher Absichten doch noch einen weiteren Weltcup-Winter begleiten würde.
Hirscher, 30, entscheidet erst im Oktober über Fortsetzung oder Karriere-Ende. Nicht, um – wie ihm von Besserwissern unterstellt – die Spannung künstlich hochzuhalten. Sondern, weil er sich noch mit der Materialabstimmung schwertut. Selbstzweifel auf höchstem Niveau.
Die für 6. August bereits erfolgt gewesene Medieneinladung auf die Burg Golling zog Hirscher aus Rücksicht gegenüber Reportern zurück. Zumal sich auch zahlreiche ausländische anmeldeten. Die kämen sich, so Hirscher, gefrotzelt vor, würde ihnen nach einer weiten Anreise bei einer Salzburger Jaus’n nicht reiner Wein eingeschenkt werden. Tarnen und Täuschen ist nicht Marcels Bier.
Im Gegensatz zum achtfachen Gesamtweltcupsieger entschloss sich dessen bislang sportlich höchster Vorgesetzter zum endgültigen Adieu. Seit 31. Juli ist Hans Pum beim ÖSV Geschichte. Zur Info für skiferne TV-Konsumenten, die Pum nur aus der gemeinsamen Werbung mit Mirjam Weichselbraun und Hannes Reichelt kennen:
Mit Pum, der seine ersten Rentnertage nach dem Motto „Natur pur“ golfspielend in Irland verbringt, verabschiedet sich der erfolgreichste und zugleich betriebstreueste Coach der nationalen Sporthistorie.
Rekordverdächtig
Pum hat 42 Jahre – ohne Krankenstand – dem österreichischen Skiverband gedient.
Pum hat mehr als zwei Millionen Autokilometer unfallfrei zurückgelegt.
Pum hat nie öffentlich große Sprüche geklopft (und damit Medien gelangweilt), aber teamintern konsequent konservativ aufs Einhalten guten Benehmens geachtet.
Pum, der seinen 60. Geburtstag in einem tibetanischen Kloster verbracht hatte, räumte kurz nach seinem 65er auf eigenen Wunsch, doch wehmütig sein Innsbrucker ÖSV-Büro. Das war zu klein geworden für die 30 in Serie gewonnenen Pokale im Nationen-Weltcup.
Pum hatte nach 60 unter seiner Regie allein im Alpinbereich errungenen Olympia- und WM-Medaillen mit dem Zählen aufgehört.
Pum hat aber auch schwarze Stunden im weißen Sport erlebt. So musste er der Mutter des einstigen Pitztaler Ausnahmetalents (und Benjamin-Raich-Vorbilds) Gernot Reinstadler um Mitternacht am Telefon mitteilen, dass ihr Sohn entgegen voreilig zuversichtlicher Schweizer Meldungen nach seinem Sturz am Lauberhorn im Krankenhaus Interlaken nicht zu retten war.
Die Tragödie ereignete sich im Jänner 1991. Zu einer Zeit, zu der Ernst Happel, nachdem er erfahren hatte, dass Pum auch über das Fußball-Trainerdiplom verfügt, den Mühlviertler in sein Betreuerteam zum FC Tirol holen wollte.
Pum fühlte sich geehrt. Sagte dem legendären Happel dennoch ab. Andernfalls wäre Pum wohl nicht zum alpinen Medaillenschmied Nummer 1 geworden, sondern irgendwann zum unfreiwilligen Wandervogel im Hire-&-Fire-Fußball.
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