Betrunkene Jung-Hipster sine keine Hauptverkehrsfeinde mehr
Ein bissi wehmütig bin ich schon. In wenigen Wochen ziehen wir vom Stadtzentrum an den Stadtrand. Während wir Kisten packen, wird mir immer eindrücklicher bewusst, dass sich das Leben deutlich ändern wird. Wir übersiedeln von einer mit Restaurants und Geschäften übersäten Hauptverkehrsstraße in eine ruhige Wohngasse. Im Vorbeigehen Sushi vom In-Japaner mitzunehmen wird uns genauso wenig möglich sein, in Hauspatschen zum Supermarkt im Erdgeschoss hinunterzuflitzen.
Stattdessen bringt die Zukunft alteingesessene Heurige und Lebensmittelgeschäfte mit großen Parkplätzen. Aus „Schatz, holst du schnell noch Butter?“ wird „Kannst du, wenn du das nächste Mal Richtung Stadt fährst, die Einkaufsliste mitnehmen und kontrollieren, ob ich eh nix vergessen hab?“ Ich werde auf den morgendlichen Hunderunden weder von Touristen nach dem Weg gefragt werden noch das zerbrochene Glas der vorherigen Partynacht umschiffen müssen.
Auf E-Rollern am Gehsteig
Stattdessen werden wir auf Wildtiere treffen und einen Kindergartenplatz bekommen, ohne zuvor unsere Seelen verkaufen zu müssen. Wir werden neue Freunde finden und meine Hauptverkehrsfeinde werden keine betrunkenen Jung-Hipster mehr sein, die viel zu schnell und zu zweit auf E-Rollern stehend über den Gehsteig brettern.
Zukünftig werde ich mich über fahruntaugliche und dennoch autofahrende Greise ärgern, die im Schneckentempo in der Fahrbahnmitte oder auf der Gegenfahrbahn unterwegs sind und entweder zwei Parkplätze brauchen oder beim Ausparken andere touchieren. Wir senken nämlich den Altersschnitt unserer zukünftigen Wohngegend kräftig. Das Leben wird weder besser noch schlechter werden, sondern einfach anders. Und wenn ich mich nicht gerade meiner Wehmut hingebe, dann freue ich mich sogar darauf. Bitte erinnern Sie mich daran, sobald mir die erste Pensionistin in die Beifahrertür kracht.
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