Unternehmergeist, gib endlich Ruh!

Wenn ein Toilettencontainer am allerbesten ins Stadtbild passt
Barbara Beer

Barbara Beer

Die Pandemie und die darauf folgenden Maßnahmen haben Gastronomie und Clubs schwer getroffen. Clubs werden, wenn sie überhaupt jemals wieder aufsperren können, unter den Letzten sein.

Dass diese Stadt in den 1990ern eine echte, international herzeigbare Clubszene aufgebaut hat, aus der Stars wie Kruder & Dorfmeister oder Patrick Pulsinger hervorgingen, das wird sich bald wie ein Märchen aus einem fernen Land vor langer, langer Zeit anhören.

Willkommen im neuen Biedermeier. Sperrstund’ ist’s. Sollen sie doch Ski fahren gehen, wenn sie keine Clubs haben.

Aber. Manche Probleme sind hausgemacht. In Wien.

Dass Innovation und Unternehmergeist hier kein Leiberl haben, erfuhren nun die Betreiber des SASS-Clubs am Karlsplatz, die ihre gastronomischen Möglichkeiten in Zeiten von Covid-19 überdenken wollten.

Sie ersannen das Projekt „Foodtruck am Karlsplatz“: Ein repräsentativer Oldtimer sollte als Imbisswagen fungieren, in dem unter der Federführung eines Sterne-Kochs und unter Einbeziehung lokaler Gastronomiebetriebe und Wiener Winzer regionale Bio-Küche auch als „Take-away“angeboten werden sollte. Man suchte um einen Standplatz im Bereich Karlsplatz oder Resselpark an. Das Ansuchen wurde bereits vorab negativ beantwortet. Es gäbe hier genug Gastronomie und das Ganze würde nicht zum Stadtbild passen. Die Unternehmer ließen sich nicht entmutigen und banden weitere Magistratsabteilungen, die angrenzende TU und auch Vertreter der Karlskirche ein, die bereit waren, mit Strom und Wasser auszuhelfen. Alle waren dafür, doch es blieb beim Nein der MA 46 (Verkehrsorganisation).

Hier verlaufe schließlich die Haupt-Fahrradverkehrsroute. Und überhaupt sei weder am Karlsplatz noch irgendwo im Resselpark Platz.

Nun steht an der ausgesuchten Stelle ein zum Stadtbild passender Toiletten-Container.

Sie kennen bestimmt das Sprichwort: Wer will, sucht Wege. Wer nicht will, sucht Gründe.

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