Über den Tellerrand: Wea ko, der ko! [Wer kann, der kann!]

München ist zur Vorweihnachtszeit kitschig, vor allem mit viel Schnee. Bis daraus ein Schneechaos wird.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Voriges Wochenende war ich in München. Und wer die Nachrichten verfolgt hat, versteht, wenn ich sage: I survived Münchenadventbeginn 2023!

Ab Freitag schneite es dort jene Flocken, die wir nur aus Weihnachtsliedern, amerikanischen Christmaskomödien oder von Heimatdichtern kennen: dick, weich, ansehnlich. Das ist in München (sprich: Minga) eine große Freude, denn die dortige Adventinszenierung ist beachtlich. Es ist, als ob eine Kitschdecke auf Stachus, Marienplatz und Co. gelegt wird, unter der die Mandelröster dieser Welt ihre Jahreshauptversammlung abhalten. Dazu eine Convention von Kunsthandwerkern und ein Wettbewerb der originellsten Glühweinanbieter – richtig pfundig.

München ließ den Schnee gewähren. Schon in der Nacht sammelte sich so viel davon an, dass mich sehr wunderte, wie diese doch am Alpenrand gelegenen Stadt nicht reagierte: keinerlei Räumfahrzeuge oder Streuwägen. Aber wie gesagt: Es ist ja auch schön, wenn man dem wattigen Weiß seinen freien Willen lässt.

Samstag Früh wurde dann nicht nur das Offensichtliche abgesagt (Bayern-Spiel, Flüge, ...), sondern auch das Grundsätzliche. Alle Straßenbahnen (Trams), Busse, S-Bahnen sowie weiterhin jeglicher Winterdienst blieben in den Garagen. Die Polizei bat, man möge ebenso daheim bleiben. Dieser Stillstand führte zu einem halben Meter Schnee, der sich langsam in die Gleiskörper fror, zu ungeräumten Gehsteigen und zu eisglatten Flächen in der erwähnten Innenstadt, die von Touristen und all jenen Münchnerinnen und Münchnern geflutet war, die sich nicht an die Polizeibitte halten wollten. Weil: erster Advent, dicker Schneefall, leider geil.

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Ab Sonntag Früh strahlend blauer Himmel, die Sonne beschien das weiße Wunderstadtland. Aber auch die Rechnung für diese Schnee-Kapitulation: Es ging nix, erste Schienenräumfahrzeuge entgleisten. Tausende Menschen konnten die Stadt nicht verlassen, taumelten mangels guter Infos zwischen Mietwägenwarteschlangen, Bahnhof und Taxiplätzen.

Und da teilt sich dann die Menschheit: Für Reisende, die bleiben können, eine abenteuerliche Unplanbarkeit und Schneestapfen im Englischen Garten. Für andere, die nicht können, sondern müssen – ein Notstand.

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