Über den Tellerrand: Wenn etwas mini heißt, muss es groß sein

Kein echter Urlaub kommt ohne zumindest eine Runde Minigolf aus. Das gilt in Clubs am Meer und grundsätzlich überall, aber besonders in Österreichs Sommerfrischeorten.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Sie alle verfügen über zumindest eine Minigolfanlage, die meisten sogar mehr. Und einige der lieblichen Orte in den malerischen Landschaften mit ihren karibikfarbenen Seen und Pelargonien-schwangeren Blumenkästen bieten mehr Minigolfbahnen als jedes Graz oder Wien, da bin ich sicher.

Die Koexistenz dieser Beschäftigung mit dem gepflegten Sommerurlaub lässt sich – wie alles im Land des Sigmund Freud – psychologisch analysieren. Zuerst einmal ist Minigolf die sinnloseste Sportart der Welt – nahezu keine Bewegung und im Prinzip rein glücksbasiertes Schlägergeschwinge.
Eben diese Sinnlosigkeit verlangen wir von unserem Urlaub, nichts sollen wir da müssen, alles soll einfach passieren, bis sich ohne Absicht und Bemühen dank Nichtstun eine Erholung einstellt. Oder man eben am Ende der 18. Bahn steht und beim Zusammenzählen der Schläge eigentlich nicht recht weiß, warum man gewonnen hat. (Die letzte Bahn ist übrigens meine Lieblingsbahn, besonders wenn der Ball dort unwiederbringlich im Loch verschwindet, ein gewieftes System, damit das Urlaubsvolk nicht unentgeltlich noch eine Runde anhängt; aber das nur am Rande).

Dann bringt Minigolf, dessen Bahnen sich nur selten übermäßiger Wartung erfreuen dürfen, immer jenen Retroschick, den wir am Heimaturlaub so lieben. Und zwischen all den neuen Chaletdörfern und Stylehotels bietet nur mehr weniges die Vertrautheit einer Peter-Alexander-Filmkulisse; neben Minigolfplätzen höchstens noch Postkarten, Parkpavillons in Kurorten und die Sommerrodelbahn bei Strobl am Wolfgangsee (von der man passenderweise direkt auf das Weiße Rössl schaut).

Zuletzt befriedigt aber kaum etwas so gut jenen balancierten Wetteifer, den wir in uns tragen: Es ist zwar ganz egal und man kann sich im Leben wirklich nix für einen Minigolf-Zettel kaufen, auf dem möglichst wenige Schläge verzeichnet sind, aber doch wollen wir immer wissen: Wer im Familien- und Freundeskreis hat diese Runde gewonnen?

So wie wir dann später zurück in der Arbeit wissen wollen: Und, wer hatte den schöneren Urlaub?

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