Über den Tellerrand: Kaffee, Schnaps, Urlaub, Arbeit. Es verschwimmt

Von der Warte einer Kaffeetasse in einem durchschnittlichen Lokal aus sieht Bukarest wie Budapest wie Graz aus. Hier wie da wie dort schreibt sich so eine Kolumne ganz einfach herunter.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Nachdem ich gerade meine Portion mititei aufgegessen habe, schnappe ich mir den Laptop und schreibe hier in Rumänien beim Kaffee diese Kolumnenzeilen. So macht man das heutzutage, ein wenig Arbeit lockert den Urlaub auf. Übrigens sind mititei das, was man auf der ganzen Welt ćevapčići nennt, nur in Rumänien nennt man es mititei oder mici, Und wenn einer ćevapčići dazu sagt, ist man in etwa so böse, wie wenn einer Bukarest mit Budapest verwechselt.

Für mich macht das natürlich gerade kaum einen Unterschied. Von der Warte einer Kaffeetasse in einem durchschnittlichen Lokal aus sieht Bukarest wie Budapest wie Graz aus. Hier wie da wie dort schreibt sich so eine Kolumne ganz einfach herunter, wenn man so cool in der Work-Life-Balance surft wie ich. Bisschen eMails-Checken in der Warteschlange zum Dracula-Schloss, kurzer Anruf am Schwarzen Meer, Telefonkonferenz im Donaudelta, macht uns allen doch nichts aus, merkt man gar nicht, alles ist ein einziger Flow, Holloderow.

Ich nehme einen langen Schluck von meinem Kaffee.

Die Lufthansa Group hatte im Juni beim Riesenrad sogar eine neue „Workation-Lounge“ vorgestellt, ein zweistöckiger Container-Bau mit Kaffee-Küche, Wohnzimmer-Flair, Besprechungsraum und Arbeitsplätzen. Weil damit man an seiner Urlaubsdestination mal eben einen Tag arbeiten kann. (Falls man zufällig dort urlaubt, wo das Container-Projekt gerade steht, jetzt dann Mallorca, next stop angeblich Mailand.)

Auch die Privatbrauerei Trumer im Salzburger Obertrum hat gerade nach einer Pension als „zweites Pop-up- Projekt“ das „Büro Obertrum“ eröffnet. Die Kombination dieser beiden Errungenschaften (Pension+Büro) soll Urlaubenden für die „Workation“ dienen. Für mich als Nicht-Biertrinker eignet sich natürlich jedes ordinäre Kaffeehaus besser, aber andere sind im Hopfenduft vielleicht so kreativ wie Mozart, der seinen „Don Giovanni“ in Prag komponierte. Wo man für Bier ja ähnliche Hochämter abhält wie in Obertrum.

Und wo die Nationalküche auf ähnlich hohem Fleischanteil aufgebaut ist wie in Rumänien. Übrigens bedeuten mititei und mici auf Rumänisch „kleine Teile“ und das stimmt so sehr nicht, dass ich jetzt von Kaffee zu einem Verdauungs-Țuică wechsle.

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