Über den Tellerrand: Es gibt keine Nashörner in Schladming, oder?

Die Welt wird immer verwirrender, der Lauf der Dinge ist unübersichtlich geworden. Da kann durchaus passieren, dass man – wie jüngst in Berlin – ein Wildschwein für eine Löwin hält. Dieser zunehmenden Weltkomplexität kann man nur mit Humor begegnen.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

So lachte ich innerlich laut, als ein Bekannter mir zufällig am Tag der Berlin-Posse von Zebrajagden in Namibia erzählte, wogegen ich protestierte. Er: „Die haben dort ja Zebras zum Sau-Füttern.“ Hoffentlich bleibt den Löwinnen noch was.

Ich habe für solcherlei Verwechslungskomödien nicht nur ein Faible, sondern auch großes Verständnis. Durch zahlreiche Tierirritationen habe ich jedes Recht verwirkt, den ersten oder irgendeinen Stein zu werfen. Abgesehen von Elefanten und Pandabären verwechsle ich eigentlich alles miteinander, wer weiß schon genau, wie sich Seehund und Seelöwe und Seebär unterscheiden, was nun genau ein Gnu oder ein Büffel ist – oder ein Jaguar, Leopard und so weiter.
Am schlimmsten erwischte mich der zoologische Einheitsbrei auf meiner ersten – und einzigen – Safari in der Serengeti, wo ich eigentlich nur ein Nashorn sehen wollte. Zwar war ich einer der glücklichen Safaritouristen, die auf Anhieb Löwen beim Jagen, Hyänen beim Fressen und Gnus beim Flussüberqueren gesehen haben, aber ein Nashorn war nicht zu finden – weil es so wenige gibt. Und nach Stunden des Spähens, in denen ich immer mehr der Warzenschweine, Zebras und Tausender anderer Serengetitiere ausblendete, hielt ich im Wahn langsam alles für ein Nashorn: Felsbrocken, liegende Elefanten, Erdhügel, Pavianhintern und zuletzt sogar einen anderen Safarigast, der einen sehr großen, grauen Krempenhut trug.

Die Unübersichtlichkeit im Pop-Business steht jener im Tierreich übrigens um nichts nach. Kein Wunder also, welche Angst mich bestieg, als diese Woche der Tourismusverband Schladming-Dachstein verkündete, dass am 7. und 8. Dezember 2023 der Weltstar Robbie Williams das dortige Ski Opening mit zwei Konzerten eröffnen wird. Ich werde da keinesfalls hinfahren. Denn einen Robbie Williams nicht zu erkennen, ist noch schlimmer als eine Löwinnensichtung im Berliner Wald, und ich möchte wirklich nicht Gefahr laufen, ihn mit den Worten „Pleasure to meet you, Mister Ed Sheeran“ zu begrüßen.

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