Über den Tellerrand: Es gibt einen Winter abseits der Piste

Axel Halbhuber darüber, wie man doch noch Lust auf Winterurlaub bekommt - auf und abseits der Pisten.
Axel Halbhuber

Axel Halbhuber

Richtig viel Lust wird einem auf den Winterurlaub ja nicht gemacht. Oft fühlt man sich im emotionalen Slalomlauf zwischen Klimawandel, teuren Liftkarten und oktroyierter Hüttengaudi. Stimmt ja auch alles: Die Erderwärmung schreitet in irrem Tempo voran. Wer – womöglich mit Familie – eine Woche Ski fahren geht, wird die Sechstageskarten für alle eher nicht aus der Portokasse zahlen können. Und ist man im idyllischen Weiß, wummern aus vielen Hütten deutschsprachige Schlager mit Texten von, sagen wir, überschaubarer Eleganz.

Aber dann gibt es eben den Moment, wenn die Sonne einem im Sessellift auf die Wangen scheint. Wenn der Schnee unter einem glitzert. Wenn der Carvingschwung richtig schön gelingt. Und wenn man beim Après-Ski – ob man will oder nicht – zum nämlichen Schlager wippt. Dann resümiert man, dass sich der Aufwand doch immer wieder lohnt.

Auch, weil der Wintertourismus immer besser wird. Die Durchdringung an guten Hotels (mit ordentlicher Sauna und Indoor-Freizeitmöglichkeiten für Kind und Groß) ist so hoch wie nie zuvor, Liftanlagen wurden bequemer. Kaum wo wird mehr investiert als im heimischen Winter. Und es gibt Alternativen für alle, die Mühe und Kosten des Skifahrens nicht (mehr) auf sich nehmen wollen. Früher waren Nichtskifahrer im Urlaub mit ihren Lieben wirklich arm: Sie träumten von stundenlangen Schneespaziergängen, merkten aber nach drei Minuten, dass es da schon auch kalt ist. Sie nahmen fünfzig Bücher mit, fanden aber als Leseplatz nur „die Bar“ oder „das Foyer“. (Persönliche Anmerkung: Dass Hotels endlich würdevolle Aufenthaltsplätze wie Leseecken einrichten, halte ich für den größten Fortschritt.) Und die Idee „da geh’ ich dann gemütlich auf einen Kaffee“ wird am dritten Tag beim immer gleichen Milchrahmstrudel in der immer gleichen Konditorei verworfen, weil ehrlicherweise sind gemütliche Cafés eher nicht die Spezialität von Skiorten.

Die modernen Alternativen zum Skitag sind reizvoll: auf Schneeschuhen durch den verschneiten Tann; zur Bergstation, wo eine Ausstellung eingerichtet ist; Langlauf für Einsteiger, Skitour für Ungeübte, und und und. Der Winter hat sich breiter aufgestellt. Es soll sogar schon Skifahrer geben, die deswegen zur Fünftageskarte greifen.

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