Über den Tellerrand: Die Stille des morastigen Bodens
Da könnte hilfreich sein, dass Weihnachten kommt, wobei das ja für viele eher nicht unter „gute Nachricht“ firmiert, sondern eher in der geistigen Schublade „Stressiges, das ich schnell hinter mich bringen will“ abgelegt ist. Aber das geht auch anders.
Wir könnten einmal alle Ratschläge, die wir uns seit Jahren hinter unsere Ohren geschrieben haben, hervorkramen und befolgen: früh genug mit den Besorgungen beginnen, nicht siebzehn Punschtreffen ausmachen, den Geschenkewahnsinn reduzieren und so weiter. Dann bleibt Zeit, sich die viel gepriesene Ruhe zu gönnen, die der Advent angeblich bereithält. Zum Beispiel, indem man sich rausnimmt, örtlich gesehen. Eine Adventfrische in einer der wunderbaren trist-herbstlichen Gegenden Österreichs kann diesbezüglich Wunder wirken.
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Der Boden ist derzeit fast überall im Land traumhaft morastig, die Bäume sind herrlich kahl, der Blick endet in einem malerischen Nebel und wirklich nichts lenkt von der Besinnung auf sich und das eigene Leben ab. Man kann sagen: Wenn man sich nicht gerade auf Christkindlmärkten oder in den frühöffnenden Skigebieten aufhält, kommt man eigentlich ganz gut in den stillen Schwung – und darf sich nebenbei daran erinnern, was man selbst hat und was andere derzeit nicht haben, denn die gute Nachricht ist ja ein Elitenprogramm.
Vor einigen Jahren hatte ich so eine Auszeit vom Vorweihnachtstumult daheim. Ich war im Dezember in Bethlehem. Dort gibt es vor der Geburtskirche (wo einst der Stall gewesen sein soll) zwar einen buntkitschigen Weihnachtsmarkt, vor dem jeder Wiener Rathausplatz wie ein Schwarz-Weiß-Film aussieht, aber doch kommt man ein wenig mehr zu sich, wenn man zwischen arabischer Kultur und christlicher Geschichte still wird.
Richtigerweise muss man sagen: Es gab einen Weihnachtsmarkt dort. Heuer wird dort nicht einmal Zeit und Ruhe für einen Zuckerwattestand bleiben. Wenn ich heute an dieses Bethlehem denke, das direkt neben der Mauer zu Israel im palästinensischen Westjordanland liegt, wird mir traurig zumute.
Wir brauchen gute Nachrichten.
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