Über den Tellerrand: Der Winter hat sich vom Skifahren emanzipiert
Dabei ist Winter(urlaub) längst mehr: Auf Werbebildern für Winteryoga stehen zum Beispiel Frauen im Schnee, mit perfekter Körperspannung aber ohne Schuhe. Sie tragen schulterfreie Fitness-Tops, aber sie tragen es mit Würde. Vielleicht ist der Schnee auf dem Semmering, in Obertauern oder im Gasteiner Tal ja wärmer. Meditative Entspanntheit mit winterlicher Bergkulisse, warum nicht. Skifahren ist nicht tot, noch immer stauen sich gut siebzig Prozent in die heimischen Täler, um die Piste runterzubrettern.
Aber es hat Konkurrenz bekommen, aus der Angst heraus: Man prognostizierte einen Abwärtstrend für Alpin-Skisport und damit für den Wintertourismus, denn außer Langlauf für Ältere und Skitour für Extreme war früher nix da (abgesehen von charismatischen Ski-Bob-Sonderlingen).Es folgte die Zeit der Trends, Ski-Bobs wurden zum „Snowracer“ und das Hüttengaudirodeln zur Ganztagesbeschäftigung ausgebaut, die ursprünglich für den Sommer konzipierten Fat(mountain)bikes mit extrabreiten Reifen wurden im Schnee eingesetzt, die Kitesurf-Schirme fürs Snowkiten entfremdet. Alles gute Ideen, alles einmal auszuprobieren, aber auf Dauer kein wirklicher Ersatz.
Eine Antriebshilfe für die neuen Wintersportalternativen war der ungebrochen grassierende Fitnesswahn. Wir lernten, dass Skitourgehen gut 700 Kalorien pro Stunde kostet, Skifahren hingegen nur 450. Als absoluter Kalorienvernichter gilt Langlaufen (bis 900). Und das musste gar nicht erst erfunden, sondern nur entmottet werden.
Und so wedelt der moderne Winterurlaub zwischen ein bisschen alpin, ein bisschen Skitour, Langlauf und Schneeschuhwandern, dazwischen versucht man mal Eisklettern, Snowbiken oder Kampfrodeln. Winterwochen lassen sich längst ohne 6-Tage-Liftkarte gestalten, dafür gehen mittlerweile etwa eine Million Österreicherinnen und Österreicher auf Skitouren und folgen den Werbeversprechen von der Freiheit, die beginnt, wo die Piste endet.
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