TV-Tagebuch: Christian Kern - Mumpitz, plemplem und Unsinn

TV-Tagebuch: Christian Kern - Mumpitz, plemplem und Unsinn
Protokoll des ORF-Sommergesprächs mit SPÖ-Chef Christian Kern.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends.*

Kurzzusammenfassung: Es gab ein paar schöne Kernismen: „Totaler Mumpitz“, „plemplem“, „Mäuslein“, „Unsinn“.

Es begann mit dem Thema Wetter (Nadja Bernhard: „Total verregnete Wachau“) und einem väterlichen Lächeln von SPÖ-Chef Christian Kern.

Dann sagte Bernhard: „Sie wurden vom Wähler in die zweite Reihe verwiesen.“ Kern antwortete: „Das ist, wenn man so will, nicht der Punkt.“ Eine interessante Formulierung, denn für den Rest des Abends wollte Kern meistens, dass seine Sätze „der Punkt“ sind (seine Lieblingsformulierung). Beweis laut Kern für seine anhaltende Erstreihenposition: Er habe mit Tony Blair diskutiert (der auch schon länger nicht mehr in den vorderen Reihen der Politik wohnhaft ist). Zudem treffe er sich mit „Philosophen und Künstlern“.

Hans Bürger fragt: „Was kann Sebastian Kurz, was Sie nicht können?“ Kern, durchaus nahe an der Realität: „Er hat bei der Wahl besser abgeschnitten.“ Dann meint er: „Die Herausforderungen sind nicht schwarz oder weiß.“ Das ist, durchaus, der Punkt – Herausforderungen sind heute auch schon in der Regel in Farbe.

Wordrap

Kein Mädchenpensionat

Hans Bürger spricht Kern auf seinen Sprachstil an – etwa auf den Sager von der Regierung als „zwei B’soffene, die sich gegenseitig stützen“. Kern antwortet: „Sein’S ma ned bös, die Politik ist kein Mädchenpensionat.“ Das sollte man sich merken, wenn einmal jemand etwas ähnliches über Kern sagt. Dann spricht Kern über den Marketingaufwand der Regierung: „Am Ende wird ein Mäuslein geboren.“ (Maus im Mädchenpensionat?)

Konfrontiert mit einem zugespielten Film, in dem ein SPÖ-Wähler „Klassenkampf“ einfordert, sagt Kern mit gequältem Lächeln, er habe Verständnis „für jugendlichen Furor“. Dann geht es um die fehlende „große Erzählung der Sozialdemokratie“, und Kern kommt in seiner Antwort, ohne Luft zu holen, von Gesundheitspolitik zu Dividenden.

Nächstes Thema: 12-Stunden-Tag (man weiß: Kerns Plan A…). Kern: „Nein, das ist meilenweit entfernt.“ Und dann fällt das Wort „Unsinn“. Dann sagt Kern, er sei für die vier-Stunden-Woche, „pardon, vier-Tage-Woche“. Denn: „Ich bin ja auch kein Phantast!“

Dann geht es, Kern schaut drein, als habe er auf eine Zitrone gebissen, um die Führungskämpfe in der SPÖ, es fällt das böse Wort „Doskozil“. Kern sagt den interessanten Satz: „Was Doskozil gesagt hat, unterschreiben eh alle in der SPÖ.“ (Klingt gefährlich für Kern…) „Grüne Fundipolitik – da wären wir sowieso plemplem.“ Kern lenkt schnell über zur Klimapolitik („in den Flüssen sterben die Fische“) und sagt dann, sehr sozialdemokratisch, statt „arbeiten“ „parabern“.

Nun kommt das Thema Migration: Kern ist für die Begrenzung von Zuwanderung, aber gleichzeitig für die Menschenrechte: „Europa muss investieren.“

Dann folgt ein heikles Thema – Kerns Kritik an der Regierung inklusive Anspielungen auf die Zeitgeschichte. Hans Bürger: „Meinen Sie das vierte Reich damit?“ Kern: „Das Böse nähert sich auf leisen Schritten.“ Dann, relativierend: „Die Regierung besteht nicht aus Nazis, es wäre lächerlich, das zu behaupten.“ Aber er warnt davor, ständig Sündenböcke zu suchen. Und dann kommen in rascher Folge die Begriffe „Pressefreiheit“, „Ambros“, „Fendrich“ und „BVT“. Kern: „Die Geschichte kommt schnell ins Rutschen. Es ist schlecht, wenn man das Gift der Hetze den Menschen einträufelt.“

Karikatur von Christian Kern

Danach bekennt sich Kern gegen eine Koalition der SPÖ mit der FPÖ – und braucht dann viele Worte, um zu erklären, warum das im Burgenland nicht gilt (genau versteht man es trotzdem nicht).

Wird er EU-Spitzenkandidat? „Totaler Mumpitz!“

Rolex

Thema Mindestlöhne und Arbeitsmarkt. Kern sagt allen Ernstes: „Menschen am Ende ihres Lebens, also über 50-Jährige…“ (Ein 50-Jähriger sagt hiermit: Am Ende des Lebens? Echt jetzt?)

Noch schnell ein Statement zum Thema bedingungsloses Grundeinkommen: „Jeder, der glaubt, diese Frage kann man mit einem Fingerschnippen lösen (Kern schnippt, nichts ist gelöst), dem geht’s ja nicht gut.“

Dann kommt der Karikaturist der Sendung dran und nennt Kern „Herr Bundeskanzler“.

Letzte Frage: Darf ein Sozialdemokrat eine Rolex tragen? Kern: „Um Armut zu bekämpfen, muss man selbst nicht arm sein.“

Das Dilemma der Sozialdemokraten – das ist „der Punkt“.

Umverteilung und bedingungsloses Grundeinkommen

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