Tennis, Handball und Eiskunstlauf: Glorreiche Eiszeit

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Die aktuelle Sportwoche hat es in sich. In Graz steigt etwa die Eiskunstlauf-EM.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Obwohl die Fußballmeisterschaft „erst“ Mitte Februar beginnt – die aktuelle Sportwoche hat’s in sich. Österreichs Handballer begeistern selbst bei EM-Niederlagen in der Wiener Stadthalle. Dominic Thiem schlägt bei den Australian Open auf. Und aus Kitzbühel sind abwechselnd Helden- und Gruselgeschichten zu erwarten. So gesehen wird es die gleichzeitig stattfindende Eiskunstlauf-EM in Graz schwer haben aus dem medialen Schatten zu treten. Das wäre vor einem halben Jahrhundert ganz anders gewesen.

Da duellierten sich der dreifache Wiener Weltmeister Emmerich Danzer und der Wiener Olympiasieger Wolfgang Schwarz. Da entledigte sich die Wienerin Trixi Schuba dermaßen perfekt ihrer Pflicht, dass sie in Sapporo 1972 Olympiasiegerin wurde. Da wurde die Europameisterin von 1956 und 1958, Ingrid Wendl, als Kommentatorin jedem ORF-Seher zum Begriff. Da wurden selbst nationale Meisterschaften zum Straßenfeger, während in überfüllten Wirtshäusern die Leut’ vor Schwarz-Weiß-Fernsehern Genickstarre bekamen.

Die Wiener Eisrevue, bei der die Champions nach der Amateurkarriere ihr Gold versilberten, genoss den besten internationalen Ruf. Als sie 1971 von Holiday on Ice „geschluckt“ wurde, versiegten die Geldquellen für den Eislaufverein. Zwar vermochte Claudia Kristofics-Binder, die Mittwoch die Eröffnungszeremonie organisiert, 1982 Europameisterin zu werden. Doch danach herrschte alsbald Eiszeit im passiven Sinne. Speziell in der Stadt, in der beim Hernalser Engelmann 1909 die weltweit erste Freiluft-Kunsteisbahn entstanden war.

Nicht zufällig ist nicht Wien, sondern Premstätten (wo zumindest für die Damen-Kür alle 5.000 Karten verkauft sind) der EM-Schauplatz. Und nicht zufällig trainieren die Paarläufer Miriam Ziegler/Severin Kiefer in Berlin. Den beiden wird als einzigen österreichischen EM-Teilnehmern ein Platz unter den Top 5 zugetraut. Doch gerade dem motivierten Paar ist bewusst: Nostalgie und Heimvorteil garantieren keine Medaille.

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