Silvester: Die Unzivilisiertheit der Zivilisierten

Silvester: Die Unzivilisiertheit der Zivilisierten
Rund um Silvester wandern wir immer so weit hinauf, dass die entfernten Böller nur noch wie Spechtklopfer klingen.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Die Raunächte kommen. Für Daria ein Grund, das Haus zu hüten. Denn Raunächte kommt von Rauchnächte. Und Rauchgeruch macht Daria Angst. Wir werden dennoch räuchern, wie jedes Jahr, aber ohne Daria damit in Angst zu versetzen. Sie muss ja nicht immer und überall dabei sein, auch wenn sie das womöglich anders sieht.

Der Lieblingsbrauch des Hundes ab dem 25. Dezember ist eindeutig nicht das Räuchern, sondern das Restlessen (und dabei ist auch Geräuchertes willkommen, denn im Gegensatz zu rauchgeschwängerter Luft findet Daria rauchige Fleischwaren unwiderstehlich).

Das mit der Panik vor Rauch hat Daria schon ins Leben mitgebracht. Während sie Silvesterknaller und Donnergrollen erst mit den Jahren in Angst und Schrecken versetzten, versteckte sie sich schon als Welpe unterm Tisch, wenn es nach Rauch roch. Dort hinterließ sie dann ein Paniklackerl. Das war zwar zu wenig Flüssigkeit, um damit einen etwaigen Zimmerbrand zu löschen, aber immerhin genug, um uns zu alarmieren, weil man nasse Füße bekam, wenn man hineinstieg.

Auf diese Weise erfuhr ich mehr als einmal, dass in der Küche im Backrohr etwas anbrannte oder bereits verkohlte.

Knall- und Schallfolter

Am Abend des 21. Dezember ertönte übrigens heuer der erste Silvesterknaller vor unserem Wohnzimmerfenster. Daria lag auf dem Sofa und hob vor Schreck kurzfristig ab, so, als würde sie im Schlaf fliegen. Doch der äußere Eindruck plötzlicher Leichtigkeit täuschte. In Wahrheit lasten die Knaller schwer auf ihrem Nervenkostüm. Und der damit einhergehende Rauchgestank vielleicht noch mehr.

Also bleiben wir in den kommenden Raunächten ab Einbruch der Dunkelheit, so gut es geht, daheim. Dafür gehen wir an den Rautagen so viel wie möglich hinaus. Wir wandern dabei weg von der Zivilisation, um die Knaller der Unzivilisiertheit nicht hören zu müssen.

Dort oben, wo auch die ungeschützten Wildtiere versuchen, der Knall- und Schallfolter zu entkommen, treffen wir zwar auch Menschen, erstaunlicherweise aber nur solche, die keine Geräusche machen, außer freundlich zu grüßen.

Und so wünschen wir allen Tieren und deren Menschen einen ruhigen Jahreswechsel! Nicht nur akustisch.

Kommentare