Raketenmuskateller
Letzte Woche ging es um Schiefer-Wein, um Wein, den Uwe Schiefer gemacht hat. Heute geht es um Wein vom Schiefer. Der erste Gelbe Muskateller in der Flaschenpost ist gewissermaßen ein unkonventioneller. „Meine Weine sind meist Grower“, schreibt der steirische Winzer Michi Lorenz. Und er meint damit nicht den Szene-Jargonbegriff für Marihuana-Züchter, sondern dass seine Weine Zeit brauchen. Das Gegenteil – strahlige Jungweine – nennt er „Diskoweine“. „Daher gibt es bei mir viele ältere Weine, da sie jung oft untrinkbar sind“, meint er. Dass sein Muskateller Schwarzer Schiefer 2015 einmal untrinkbar gewesen ist, kann man sich nicht vorstellen, aber er ist doch anders, als sich die meisten einen Muskateller erwarten. Und außerdem Teil eines Feldversuchs: Grauer Schiefer dominiert die Riede Steinriegel, schwarzer Schiefer die Riede Hochbrudersegg. Beide bepflanzte er im gleichen Jahr mit den gleichen Reben: Sauvignon blanc und Gelber Muskateller. Gleich bewirtschaftet und vinifiziert, schmecken sie immer komplett anders. Grauer Schiefer gibt sich schlank und kühl, der Schwarze „immer dunkler mit mehr Wärme und Tiefe like Pink Floyd“. Ich würd sagen: Hollerblia und Streichholz, bisschen herbe Birnenschale vielleicht, so gar nicht spritzig, nicht fruchtig, nicht blumig, eher bitter wie Wermutkraut. Feuerstein steht für das Terroir, die Holunderblüte für die Sorte. Ein wahres Pyrotechno-Feuerwerk. Kein Diskowein, aber ein Raketenmuskateller. Zündet!
Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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