Perfekte Hunde gibt es nicht.
Neulich dominierte eine Schlagzeile die internationale Berichterstattung, die nichts mit dem omnipräsenten C-Wort zu tun hatte: „Beiß-Vorfall! First Dogs müssen Weißes Haus wieder verlassen!“ Champ & Major, die Schäferhunde des US-Präsidenten, haben sich im Weißen Haus so schlecht benommen, dass sie zurück nach Delaware übersiedelt wurden.
Ich mache mir keine Sorgen um die beiden, man wird sich gut um sie kümmern. Was mich an der Schlagzeile erfreute, war, dass wir uns nach einem Jahr der Katastrophen endlich wieder so banalen Fragen zuwenden können wie: Wo wohnen die Haustiere des Präsidenten der USA und wie benehmen sie sich? Und dass sie nicht brav waren, find ich sowieso super. Die meisten Hunde sind nicht uneingeschränkt brav. Meiner zum Beispiel hat ein Ballproblem. Wenn er einen Ball erblickt, muss er ihn in seinen Besitz bringen, auch wenn er ihm gar nicht gehört. Viele Stunden meines Lebens jagte ich ihm hinterher, viele blaue Flecken holte ich mir, wenn ich mich auf meinen Delinquenten werfen musste, um seinem Treiben ein Ende zu setzen. Perfekte Hunde gibt es nicht. Hunde sind auch nur Lebewesen, und nichts, was atmet, kann je perfekt sein.
Perfekte Familie, perfekte Torte
Allerdings leben wir in einer Welt, die uns das oft vergessen lässt: Internet und Werbungen sind 2021 voll von Inszenierungen der perfekten Familie, des perfekten Ehelebens, des perfekten Zuhauses, der perfekten Geburtstagstorte.
Wenn man ständig mit solchen Bildern konfrontiert wird und seit einem Jahr kaum aus dem Haus kommt, dann kann man dem Irrglauben verfallen, das eigene Leben müsse so werden wie das der anderen im Internet: perfekt ausgeleuchtet, harmonisch, voller Musterhunde. Doch nicht einmal die First Dogs der USA sind perfekt.
Wir „normalen“ Menschen und Tiere sollten uns entspannen: Egal, was an oder bei uns unperfekt ist, zumindest haben wir niemanden gebissen.
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