Paaradox: Tut kleid, hobel dich liberal!

Paaradox: Tut kleid, hobel dich liberal!
WhatsApp-Alltag: Während sie mit der Autokorrektur kämpft, flüchtet er ins Exil.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Sie

Da wäre – eine Studie! Und zwar zum WhatsApp-Verhalten von Paaren. Das zeigt, wie groß die Liebe ist. Wer immer sofort antwortet – wunderbar. Wer Tage nicht auf die Frage Wo bist du? reagiert  – heikel, sehr heikel. Wer lieb schreibt, perfekt. Wer einander schreibt Geh einkaufen, aber mir nicht auf den Wecker,  steckt in der Krise.  Ah, eh.

Ver(w)irrung

Und was tun wir? Wir mischen Sudern mit Schmeicheln.  Dazu kommt, dass der Mann nebenan und ich in allerlei WhatsApp-Gruppen sind. Etwa die Gruppe Familie Petz mit  mir und der Tochter. Da mitzulesen, kann  für mich  ärgerlich sein –   etwa wenn sie schreibt: Papiiiii, kannst  mich  aus der Stadt holen? Und Papiiiii  schmilzt:  Ich fliege!  Obwohl er mir eine Sekunde davor erklärt hat, dass er vor lauter Stress nicht einmal zum Geschirrspülerumräumen käme. Gemeinsam mit anderen  sind wir in der Kulinarik-Freunde-Gruppe Ganslessen. Da bringen wir oft was durcheinander, sodass  ich ihn via Gansl-Gruppe erinnere, er möge Gackisackerln für den Hund bringen. Speziell blöd ist das mit der Autokorrektur. Wir diskutieren gerne via WhatsApp Dinge aus, aber ohne Sehbehelf. Dann entstehen Dialoge wie diese – ich:  Wieso soll Ichner immer Ebay? (soll heißen: Wieso soll ich mich immer entschuldigen?) Er: Wer ist Ichner und was machst du mit ihm bei  Ebay? Ich: Blödes Auto schleckt, Misstrauen, sorry (soll heißen:  Blödes Autokorrekt, Missverständnis, sorry).  Darauf schreibt er: Blöcke! (soll  heißen: blöd!) Ich schreibe zurück: Tut kleid, bissig – hobel dich liberal! (soll heißen: Tut leid, Bussi – hab dich lieb!). Er zurück: Ischias versteht nummer Bahngesellschaft. (Hä?) Die Liebe ist schon ein sehr seltsames Spiel.

Paaradox neu: „Schatzi, geht’s noch?“: 23. und 31. 1., 24.2. im Wiener Rabenhoftheater, alle Termine: paaradox.at

eMail: gabriele.kuhn@kurier.at

Facebook: facebook.com/GabrieleKuhn60

Er

Manchmal, wenn ich die Kommunikation eines ganz normalen Tages betrachte, stelle ich mir nur eine Frage: Gab es ein Leben vor WhatsApp? Zumal ich mit zwei Frauen zusammenlebe, die nur wenig lieber tun, als sich via Sprachnachrichten mitzuteilen. Und zwar gefühlt ununterbrochen. Die Tochter hat diesbezüglich  einen eigenen Stil entwickelt, der in der Zwischenzeit auch von gnä Kuhn übernommen und gepflegt wird. Ich nenne das Häppchen-Übermittlung, und die geht so. Das gute Kind schreibt Botschaft 1 : „Papi?!“ Es folgt Botschaft 2:  „Wie lieb hast du mich?“ Dann Botschaft 3: „Es ist soooo kalt.“ Und Botschaft 4: „Du magst mich nicht abholen kommen, oder?“ Plus Botschaft 5: „Ausnahmsweise.“ Botschaft 6: „Bitte.“ Botschaft 7: Herzerl-Emoji. Derlei Anfrage-Stakkato schätze ich ganz besonders, während ich mich beispielsweise in einer Besprechung, im Auto oder Supermarkt befinde. Denn das Ping-Ping-Ping-Ping-Ping-Ping-Ping wirkt bekanntlich stets sehr beruhigend auf Körper und Geist. 

Geheime Flucht

Und als wären tausend Fragen, die als Smartphone-Signale die Seele malträtieren (Ping 1: „Duuhuu?“ Ping 2: „Butter hamma nimma!“ Ping 3: „Wer kauft?“) nicht genug, werde ich als WhatsDepp auch permanent  Gruppen hinzugefügt – weil sich solcherart angeblich ein Leben besser organisieren lässt. Daher gibt es im Familienverbund  kaum etwas Unverzeihlicheres als meine gelegentlich geheime Flucht  in den Flugmodus. Und sobald ich  aus dem Online-Exil zurück bin, sehe ich schon auf dem Display die Worte: Gaby schreibt ... Dann weiß ich fix: Pingliche Anfrage kommt in Kürze.

Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 12. 12. Gmunden, 13.1. Wien (CasaNova), 25.1. Puchkirchen, 18.2. Wien (Akzent)

eMail: michael.hufnagl@kurier.at

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