Mustergültige Monopollage

Lorbeeren für das spannungsgeladene Grubthal. Ein Steirer gewinnt bei der Cathay Pacific International Wine & Spirits Competition in Hongkong.
Juliane Fischer

Juliane Fischer

Reinhard Muster glaubt in der heutigen Weinszene als zu „normal“ zu gelten. Mit spektakulären Experimenten hält er sich zurück und konzentriert sich – wie er sagt – aufs Wesentliche. Wenn ein Weingut von fünf auf 65 Hektar wächst, dürfte das Wesentliche eh eine ganze Menge sein. Es bedeutet jedenfalls: Nur Weißwein und da – wie es in der Südsteiermark niemanden verwundern wird – mit Sauvignon Blanc an der Spitze. Von 80 Einreichungen ging nun Musters Ried Grubthal bei einem Wettbewerb in Hongkong als „World’s Best Sauvignon Blanc“ hervor.

Grubthal ist eine Monopollage, was bedeutet, dass alle Weingärten in dieser Riede nur einem Weingut gehören. Der Winzer beschreibt den Ort als „vibrierend, ungestüm und quirlig“. Das passe einfach zu Sauvignon Blanc, der hier vor rund 30 Jahren ausgesetzt wurde.

Das Grubthal wendet sich der Sonne zu, den Blick zur Koralpe hin geöffnet. Die warmen Strömungen aus dem Adriaraum treffen auf kalte Luftmassen aus den Alpen. Die Nacht bringt Taunässe und in den Wochen der Hauptreife bildet sich ein Kältesee. So entsteht die bipolare Spannung, die wir uns beim Schmecken vorstellen können: Whiskyton, Holzkohle, süße Vanille, Orange? Dann herber Wermut.

Er hätte kein Rezept und kein Ritual für diesen Wein, meint Reinhard Muster, aber er sei anders als seine anderen. „Diese Nervosität, beinahe ein Blindflug spiegelt sich im Wein wider, genau dieses Gefühl unterscheidet sich zu meinen anderen Weinen.“ Das ist's im Wesentlichen.

Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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