Man soll, muss, darf nicht . . .

Man soll, muss,  darf nicht . . .
... entlang dieser Formulierungen spielt sich unser moralisches Denken und Tun ab, schreibt Joesi Prokopetz.

 Und zwar in jene Richtung, die uns die gute scheint. Oder zumindest die Richtige. Die meisten halten sich mit dieses oder jenes „scheint“ mir gut gar nicht auf, sondern fordern Evidenz mit das „ist“ gut. Also, moralisch in Ordnung, (und nicht bloß „politisch korrekt“, was häufig verwechselt wird).

Die Sicherheit für das Moralische liefert uns unser kulturell- historischer Hintergrund und – vielleicht – das Kollektiv-Unbewusste.

Ein kurzer Exkurs zu J. P. Sartre: „Es gibt keine a priori bestehende Moral“ führt uns zur Frage: Was genau ist Moral? Moral ist nichts Vorgefundenes. Was der Mensch, als er sich zu einem solchen evolutioniert hatte, auf der Erde vorfand, waren die Schwerkraft, die meteorologischen Gegebenheiten, Hunger, Durst, die damit verbundenen Stoffwechselvorgänge, ein diffuser Fortpflanzungsdrang und sein – oft fataler – Selbsterhaltungstrieb.

Also: keine Rücksicht, keine Empathie, keine Moral.

Heißt?

Heißt: Moral ist etwas „Hausgemachtes.“ Eine, im Zustand der befriedigten Grundbedürfnisse, gewachsene Anleitung zur Vereinfachung des Zusammenlebens einer Gruppe, die gemeinsame Interessen hat. Manche Psychologen sagen, der Mensch hätte eine „intrinsische“ Veranlagung zu moralischem Verhalten, denn sonst wäre er im Laufe der Jahrtausende gar nicht so weit gekommen, sich mit dem Guten (und dadurch mit dem Bösen) auseinanderzusetzen und das zu erzeugen, was heute Moral heißt.

Allein, was hier durchaus als moralisch gilt, gilt anderswo als verwerflich und umgekehrt. Ist Moral also weitgehend verhandelbar?

Man soll, man muss, man darf nicht. Nur: Wer ist „man?“

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