Kralicek geht essen: Schweinsbraten in Selbstbedienung

Eines der besten Gasthäuser, die ich kenne, ist ein Selbstbedienungsrestaurant. Die Rede ist vom Gasthaus Seebauer in Oberösterreich.

Als Gunda und Klaus Dutzler das Lokal am idyllischen Gleinkersee vor mehr als zehn Jahren übernommen haben, trafen sie ein paar radikale Entscheidungen. Speisen und Getränke sind, soweit wie irgend möglich, aus der Region und haben Bio-Qualität; das Fleisch kommt sogar von den eigenen Rindern und Schweinen, die gleich nebenan gehalten werden. Obwohl das Gasthaus ein klassisches Ausflugslokal ist, fehlen einschlägige Klassiker wie Schnitzel, Pommes oder Germknödel auf der Speisekarte, und der Schweinsbraten kostet 18 Euro.

Weil das Konzept so stimmig und konsequent ist und weil die Qualität stimmt, brummt der Seebauer trotzdem; an schönen Tagen kommen mehr als tausend Gäste an den Gleinkersee. Womit wir bei der zweiten Besonderheit des Seebauern wären: Aus organisatorischen Gründen haben die Dutzlers entschieden, auf Selbstbedienung zu setzen. Sie bräuchten sonst viel mehr Personal – und das nur an guten Tagen, das Geschäft ist in einem Lokal wie diesem ja extrem witterungsabhängig. Die Theke im Seebauer sieht so ähnlich aus, wie man das von Autobahnraststätten, Skihütten oder Betriebskantinen kennt, es funktioniert aber ganz anders: Die Speisen, bei denen das nötig ist, werden frisch zubereitet, ohne dass man darauf warten muss. Und das geht so: Der Gast gibt an der einen Seite der SB-Zeile seine Bestellung auf, dann geht er weiter, lädt Getränke und Mehlspeisen auf sein Tablett, und wenn er bei der Kassa angelangt ist, kommt meist auch schon das Essen aus der Küche. Eine logistische Meisterleistung, die jedes Mal staunen macht.

Noch eine Extravaganz leistet sich der Seebauer: Sperrstunde ist um Punkt 18 Uhr. Gleinkersee-Profis sind deshalb kurz vor sechs gestellt und bestellen sich zum Essen gleich zwei Getränke, damit sie nachher noch länger auf der Terrasse sitzen und auf den See schauen können.

Anfänger erkennt man daran, dass sie kurz nach sechs noch seelenruhig die Tafel mit den Speisen studieren – um dann verdattert feststellen zu müssen, dass die Tür zum Gasthaus nicht mehr aufgeht. Bei jüngeren, hungrigen Gästen fließen da manchmal Tränen. Wenn sie wüssten, wie saugut der Schweinsbraten beim Seebauer tatsächlich schmeckt, würden auch die Eltern hemmungslos zu weinen beginnen.

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