Kralicek geht essen: Nach dem Essen ist vor dem Kaffee

Die Rituale nach dem Essen haben sich verändert. Manche davon sind aber geblieben.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Ganz früher zogen sich die Herren nach dem Diner ins Zigarrenzimmer zurück, während die Damen sich im Teesalon das eine oder andere Likörchen genehmigten. Später haben Damen und Herren nach dem Essen einfach gemeinsam eine Zigarette geraucht. All das ist für immer vorbei. Aus, over, finito, rien ne va plus! Manche Rituale aber sind uns noch geblieben, um ein Essen zu einem runden Abschluss zu bringen.

Erstens: der Kaffee

Ein kleiner Mokka oder ein großer Brauner können helfen, den von der Nahrungsaufnahme ermatteten Körper wieder ein wenig in Schwung zu bringen. Gut, dass es heute auch in Gasthäusern oft trinkbaren Kaffee gibt.

Zweitens: die Nachspeise. 

Eigentlich ist es verrückt, nach einem normalerweise mehr als reichlichen Mahl auch noch eine als Torte/Mousse/Eisbecher verabreichte Kalorienbombe nachzulegen. Aber gerade die Absurdität, die darin liegt, macht die Frage nach einem Dessert oft so unwiderstehlich – weil es eh schon wurscht ist.

Drittens: der Käse. 

In gehobenen Restaurants kommt irgendwann der Käsesommelier mit seinem Wagen an den Tisch. Käse schließt den Magen, heißt es. Ob das stimmt und inwiefern es überhaupt nötig ist, den Magen zu schließen, kann getrost vernachlässigt werden. Käse als Abschluss eines Essens ist gut, ist schön, hat Stil.

Viertens: der Digestif. 

Das hochprozentige Fluchtstamperl gilt nicht wirklich als alkoholisches Genussmittel, dient es doch vornehmlich medizinischen Zwecken. Wie eine Art Brandbeschleuniger soll es die Verdauung in Gang bringen. Die Qualität dieser Essenzen unterliegt ebenso großen Schwankungen wie ihr Preis. Das Spektrum reicht vom „Schnapserl/Grappa/ Ouzo aufs Haus“ (Vorsicht, Fuselgefahr: nichts für Allergiker und andere Risikogruppen!) bis zum achtzig Jahre lang im tausendjährigen Eichenfass gereiften Cognac, der dann unter Umständen noch einmal so viel kostet wie das ganze Essen.

Apropos Abschluss: Vor viereinhalb Jahren ist diese Kolumne zum ersten Mal erschienen, Thema war damals „Das Kaffeehaus“. Jetzt, nach 96 Kolumnen, fällt für „Kralicek geht essen“ der letzte Vorhang. Die gute Nachricht: Ab kommender Woche gibt’s dafür jeden Samstag im KURIER die neue Kolumne „Café Kralicek“. Wie der Name schon andeutet, wird sich inhaltlich nicht dramatisch viel verändern. Und jetzt bitte Kaffee und Kuchen, Käse und Schnaps!

Kommentare