Kralicek geht essen: Frühstück ohne Buffet

In München habe ich in einem Hotel übernachtet, in dem es kein Frühstücksbuffet gab. Ehrlich, kein Witz!
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Unlängst ist mir etwas total Verrücktes passiert: In München habe ich in einem Hotel übernachtet, in dem es kein Frühstücksbuffet gab. Ehrlich, kein Witz! Ich weiß nicht, wie lang ich das schon nicht mehr erlebt habe. Heute hat doch schon jede kleine Pension ein Frühstücksbuffet oder zumindest so was Ähnliches. In welche Absteige hatte es mich da bloß verschlagen? Ich unterdrückte den im ersten Moment aufkommenden Ich-reise-ab!-Reflex und beschloss, erst einmal ganz ruhig zu bleiben und die Dinge auf mich zukommen zu lassen. Vielleicht würde es ja eine interessante Retro-Erfahrung sein, vielleicht wäre es sogar ganz witzig. Lesen Sie hier meinen Bericht.

Im Frühstücksraum fragt mich eine Kellnerin nach meiner Zimmernummer und weist mir dann einen Tisch zu. Ich stelle fest, dass dort schon ein Korb mit Gebäck wartet, auch kleine abgepackte Marmelade- und Nutellaportionen liegen bereit. Die Kellnerin bringt einen Teller mit Wurst und Käse und ein Glas Orangensaft, und sie fragt, ob ich Tee oder Kaffee möchte. Soweit, so gut. Das Buffet habe ich bisher noch keine Sekunde lang vermisst. Nachdem sie mir den Kaffee – einen Cappuccino, um genau zu sein – gebracht hat, folgt der beste Dialog dieses Morgens:

– Möchten Sie ein Ei?

– Ja, gern.

– Gekocht, Spiegelei oder Rührei?

– Spiegelei, bitte.

– Mit Schinken?

Es war ein gutes Gespräch, von mir aus hätten wir noch lange so weiterreden können, aber irgendwann war das Wesentliche gesagt. Und spätestens, als die Ham and Eggs serviert wurden, war mir klar: So ein Frühstück ohne Buffet ist eigentlich viel stilvoller, angenehmer und besser als ein Frühstücks- buffet. Ist es nicht immer auch ein wenig würdelos, wie wir da vor den Tabletts und Schüsseln anstehen, in der einen Hand einen Teller, in der anderen das Orangensaftglas jonglierend – und wenn wir dann endlich zurück am Tisch sind, haben wir garantiert einen Löffel oder eine Tasse vergessen. Eier sind – egal, in welcher Form sie zubereitet werden – ohnedies besser, wenn sie nicht warmgehalten, sondern frisch gemacht werden. Für das Buffet spricht nur, dass wir dort weitgehend unkontrolliert nachfassen können. Obwohl: Im Grunde spricht auch das dagegen. Guten Morgen!

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