Kralicek geht essen: Die Knackwurst

Die Knackwurst ist aus den Fußballstadien verschwunden und erfreut sich dennoch ungebrochener Beliebtheit. Das beginnt schon mit ihrem Äußeren.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Früher war manches besser. Rapid gewann hin und wieder ein Derby gegen die Austria. Das Rapid-Stadion war nicht nach einer schnöden Versicherung benannt, sondern nach einem verdienstvollen Rapidler. Und zur Stärkung der Stadionbesucher wurden weder Hot Dogs noch Pizzaschnitten oder Riesenbrezen verkauft, sondern Knackwürste. Eine kalte Knacker, begleitet von einer Semmel, galt damals – vollkommen zu Recht – als vollwertiger, köstlicher Imbiss. Und wir reden hier nicht von der unmittelbaren Nachkriegszeit, sondern von den 1980er-Jahren; das Farbfernsehen war bereits weit verbreitet.

Dafür, dass die Knackwurst aus den Fußballstadien verschwunden ist, gibt es sicher Gründe. Gute sind es wahrscheinlich nicht. Es ist aber auch nicht so wichtig, denn im richtigen Leben erfreut sich die Knacker ungebrochener Beliebtheit. Das beginnt schon mit ihrem Äußeren. Die Knacker ist klein und dick, sie wirkt gemütlicher als ihre Schwester, die Dürre. Gut an der Knacker ist auch ihre Vielseitigkeit. Man kann sie einerseits als hoch konzentrierte, kompakte Form von Extrawurst interpretieren und aufs Brot schneiden oder – noch besser – gleich reinbeißen. Man kann sie aber auch der Länge nach halbieren und abbraten. Auch im Erdäpfelgulasch macht sich die Knacker ausgesprochen gut.

Der vor einem Jahr verstorbene frühere ÖVP-Obmann Erhard Busek hat sich einst als „Knackwurst mit Brille“ bezeichnet. Anscheinend gab es einmal Politiker mit Selbstironie. Aber das waren die Zeiten, als Rapid noch im Hanappi-Stadion gespielt hat.

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