Kralicek geht essen: Der Allrounder unter den Lokalen

Das Café Hummel ist die Mikaela Shiffrin, der Günther Mader unter den Cafés – ein Lokal-Allrounder, der in allen Disziplinen verlässlich seine Leistung bringt.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Wer vom Wiener Kaffeehaus spricht, denkt automatisch an Peter Altenberg und Alfred Polgar, an Thomas Bernhard im Bräunerhof oder wenigstens an den Nackerten im Hawelka. Das kulturelle Erbe dieser gastronomischen Institution hat enorme Ausmaße. Aber pass auf: Auch im modernen Wien ist das Kaffeehaus keine Retroattraktion wie die Fiaker, das Vienna-Stadion oder der Maiaufmarsch, sondern ein pulsierender Ort, der sich quer durch so ziemlich alle Altersklassen (tendenziell älter, aber auch viele Junge) und soziale Schichten (tendenziell bürgerlich, aber eben nicht nur) großer Beliebtheit erfreut.

Zu den Stärken des Kaffeehauses gehört seine Vielseitigkeit. Und obwohl es wirklich viele gute Kaffeehäuser in Wien gibt: In diesem Punkt übertrifft das Hummel im 8. Bezirk sie alle. Kein Café hat so viele Gesichter wie dieses; das Hummel ist nicht nur ein – sehr gutes – Kaffeehaus, es erfüllt auch die Funktionen von Beisl, Bar und Konditorei – und ein Extrazimmer zum Fußballschauen gibt’s noch dazu.

Das Lokal ist in drei Zonen unterteilt, die atmosphärisch unterschiedliche Qualitäten haben. Vorne, an der Josefstädter Straße, ist es am hellsten; im Schankbereich, an der langen Theke mit den Barstühlen, ist am meisten los; im hinteren, etwas ruhigeren Bereich stehen die Spieltische. Einen großen Schanigarten gibt’s natürlich auch.

Am Vormittag ist noch etwas weniger Betrieb, gegen zwölf füllt sich das Lokal dann mit Mittagsgästen, die wegen des Tagestellers kommen, abends brummt’s dann sowieso. Am schönsten aber ist die Stimmung am späten Nachmittag, so gegen fünf, wenn Arbeitskolleginnen aus den umliegenden Büros sich noch auf einen Aperol zusammensetzen und tratschen, während am Nebentisch über glühenden Laptops noch wichtige Geschäfte besprochen werden und in der Loge vis-à-vis zwei Frischverliebte schmusen.

Man könnte den ganzen Tag im Café Hummel verbringen. Leider hat es nicht mehr so lang offen wie früher, um elf ist Sperrstunde, aber egal: Das Hummel ist die Mikaela Shiffrin, der Günther Mader unter den Cafés – ein Lokal-Allrounder, der in allen Disziplinen verlässlich seine Leistung bringt.

Café Hummel   
Josefstädter Straße 66, 1080 Wien
täglich 8 bis 23 Uhr, Frühstück bis 14 Uhr
Warme Küche: 11 bis 22 Uhr
cafehummel.at

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