Kralicek geht essen: Bitte ohne Schnittlauch!

Die Schnittlauchunverträglichkeit zählt zu den unterschätzten Volkskrankheiten ...
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

... Mir sind zwar nur drei Fälle bekannt, die Dunkelziffer liegt aber vermutlich wesentlich höher. Betroffen sind übrigens ausschließlich Frauen, wahrscheinlich fehlt ihnen da ein Enzym oder so; das Phänomen ist leider noch viel zu wenig erforscht.

Nun gibt es, weiß Gott, Schlimmeres als ein Leben ohne Schnittlauch, obwohl mir persönlich das Schnittlauchbrot im Kaffeehaus schon sehr abgehen würde, sein scharfes Aroma harmoniert so gut mit den Eiern im Glas. Die wahre Herausforderung aber besteht für Betroffene darin, dass ihr Leiden kaum bekannt ist und sie deshalb extrem gut aufpassen müssen, nicht mit der verbotenen Substanz in Berührung zu kommen. Schnittlauch ist ja nicht nur auf allen Suppen, sondern praktisch überall – auf Salaten, auf Saucen, sogar im veganen Gulasch.

Man muss also bei jeder Bestellung „Bitte ohne Schnittlauch!“ dazusagen, was erstens mühsam ist und zweitens nicht immer bis zur Küche durchdringt. Wird das Essen dann trotzdem mit Schnittlauch serviert, fehlt dem Personal das Problembewusstsein („Der Koch hat’s gut gemeint, haha!“) und dem Gast der Mut, es zurückzuschicken. Es bleibt ihm also nichts anderes übrig, als die ekelhaften Schnittlauchpartikel fein säuberlich aus seiner Mahlzeit zu entfernen; danach ist das Essen kalt und die Laune verdorben.

Der Schnittlauch ist so grün und so saftig wie frisches Gras; nie kommt der Mensch dem Vieh auf der Weide näher. Das ist schön. Man versteht aber auch, dass nicht alle die Vorstellung gut vertragen, auf der Wiese zu stehen und ins Gras zu beißen.

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