Besser zahlende Gäste als Hausfriedensbruch

"Tagebuch": Sommerspiele können sich nur noch Riesenmetropolen (Rio 2016, Tokio 2020, Paris 2024) leisten.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

‚Seit 67 Jahren, seit Herbert „Tscharry“ Grohs, in zwei Spielen jeweils traf, rollt der olympische Fußball an Österreich vorbei. Trotz des 1:1, mit dem die Auswahl von Werner Gregoritsch dem U-21-EM-Finalisten Deutschland den einzigen Punkteverlust zufügte, wurde die Qualifikation verpasst. Zumal Olympia für Europäer (nur die vier U-21-EM-Semifinalisten sind zugelassen) viel schwerer als eine WM erreichbar ist.

In seinem letzten Interview verriet der letzte (2018 vor seiner Gemeindewohnung im Wiener Karl-Marx-Hof verstorbene) Olympia-Schütze Grohs, dass man 1952 noch zwei Wochen nach Olympia-Ende am finnischen Schauplatz geblieben war. „Weil man uns in Wien nix zugetraut und die Rückreise schon für einen Tag nach der Eröffnung gebucht hat. Und dann gab’s keine Flüge mehr.“ Aus heutiger Sicht undenkbar wie ein Olympiaort mit nur 400.000 Einwohnern à la Helsinki 1952.

Winter-Rückkehr nach Europa

Sommerspiele können sich nur noch Riesenmetropolen (Rio 2016, Tokio 2020, Paris 2024) leisten. Selbst bei der Bewerbung für die (kleineren) Winterspiele bekommen Europäer kalte Füß’, weil die Bevölkerung (siehe Innsbruck) dagegen oder der Politik (siehe Graz) das Risiko zu groß ist.

So grenzt es schon an eine Besonderheit, wenn erstmals nach 20 Jahren 2026 in Europa, in Mailand, Cortina und dem Veltlin um olympische Wintermedaillen gerutscht werden wird. Und das vielleicht auch nur, weil der (gas)reiche Ministaat Katar, wo heuer die Leichtathleten und 2022 die Fußballer um WM-Ehren wettschwitzen werden, noch keine Ski-Abfahrtshalle in den Wüstensand gesetzt, pardon gebaut, hat.

Und im Tourismusland Österreich?

Darf Saalbach dank des nimmermüden Ski-Präsidenten Peter Schröcksnadel auf die WM 2025 hoffen, die beim FIS-Kongress im bekannt schneereichen Thailand vergeben wird;

... verleiht die Formel 1 seit 2014 in Spielberg dank des (anfänglich von steirischen Anrainern angefeindeten) Steirers Dietrich Mateschitz der regionalen Wirtschaft Flügel;

... werden Europas beste Fußball-Damen 2020 ihr Champions-League-Finale im neuen Wiener Austria-Stadion austragen, sofern sich auch violette Hardcore-Fans als Kavaliere erweisen und anders als beim Schweden-Länderspiel und vor dem (letztlich nach Kärnten verlegten) Cup-Finale Salzburg – Rapid nicht wegen Hausfriedensbruchs protestieren.

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