Kleine Feier, große Freude

Kleine Feier, große Freude
Geburtstag ohne Gäste? Man kann auch die einladen, die ohnehin da wohnen. Daria freut sich und singt "Happy Birthday".
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Wird man im Alter genügsam? Oder genügt es, älter zu werden? Diese Woche hatte ich Geburtstag. Und es war ein zauberhaft unspektakulärer Tag. Anders gesagt: Ich konnte endlich wieder im Beisein meines Hundes feiern, weil keine Gefahr bestand, dass einer der 75 Partygäste Daria auf die Zehen stieg. Es gab keine Gäste. Nur Familie.

Dabei hatte ich vor drei Jahren beschlossen, meine Geburtstage ab sofort in aller Heftigkeit zu begehen, statt zweimal jährlich Kindergeburtstagsfestspiele auszurichten und auf mich zu vergessen.

Also lud ich damals alle ein, die ich gern hab – meinem Geburtstermin zum Trotz, der immer in den Semesterferien liegt, wenn alle Freunde auf Urlaub sind. Ich wohnte damals in einer 75-Quadratmeter-Wohnung, und in dieser stapelten sich, über den Tag verteilt, 75 gut gelaunte Gäste. Woher die alle kamen, weiß ich bis heute nicht, aber es wurde einer der schönsten Tage meines Lebens. Im Jahr darauf machte ich es wieder so.

Im Vorjahr war mein Geburtstag dann abgesagt, weil er auf den Super-Bowl-Sunday fiel. Da hat man in einer Football-Familie das Nachsehen.

„Erziehen lohnt sich nicht mehr“

Heuer war keiner meiner Freunde auf Skiurlaub. Bei mir waren sie allerdings auch nicht. Denn ich lud Lockdown-konform nur meine Familie ein, die sowieso da ist – allen voran Daria. Und die freute sich so sehr, dass sie einen Platz am Tisch einforderte, vielleicht war ihr Fiepen auch nur ein gut gemeintes „Happy Birthday“. Ich ließ sie trotzdem nicht an die Torte, überreichte ihr aber zur Feier des Tages eine getrocknete Rinderaorta, die sie mit Gourmetblick, ungeniert sabbernd, entgegennahm. So konnten alle in Ruhe essen.

Danach wünschte ich mir zum Geburtstag, dass die Kinder den Geschirrspüler einräumten, worüber diese in Streit gerieten. Die Ruhe war vorbei.

Sie stritten ausnahmsweise nicht darum, wer mehr tun müsse, sondern, ob Daria, die umgehend zu Hilfe geeilt war, die Teller im Geschirrspüler abschlecken dürfe oder nicht. Der Sohn befand: „Nein!“ Die Tochter gab zu bedenken: „Lass sie doch! Es zahlt sich nicht mehr aus, sie zu erziehen, in ihrem Alter ...“ Da fiel mir auf, dass Daria die Nächste in der Familie ist, die Geburtstag hat. Und dass sie schon elf wird. Ich glaube, das sollten wir ganz groß feiern.

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