Keine Stimme für Michael Jackson

Ordensverleihungen sind eine komplizierte Sache. Wir im Redaktionskomitee hätten ja am liebsten einen Goldenen Rathausmann.
Barbara Beer

Barbara Beer

Langsam erholt sich der Tourismusstandort Wien. Nur die Asiaten fehlen. So hört man von Touristikern, die sich zuletzt sehr um die reisefreudigen Gäste aus Fernost bemühten. Nun sind die Chinesen selbst zwar noch nicht zurück, aber zumindest ist der Huawei-Shop auf der Kärntner Straße bald da.

Angesichts dessen bevorstehender Eröffnung frohlockte nun der Wiener Bürgermeister, als er unlängst dem Botschafter der Volksrepublik China, Herrn Li Xiaosi, das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Stadt Wien verlieh. Herr Ludwig musste für die Auszeichnung des Herrn Xiaosi viel Kritik einstecken. Eine brutale Diktatur würde damit geehrt. Man muss aber auch sagen: Das ist nicht allein auf des Bürgermeisters Mist gewachsen. Die Ehrung erfolgte aufgrund eines einstimmigen Beschlusses der Stadtregierung. Also auch mit Stimmen der nicht amtsführenden Stadträte von ÖVP, FPÖ und Grünen.

Nun ist internationale Diplomatie eine heikle Sache, die so manche Menschenrechtsverletzungs-Krot schluckt, um die guten Beziehungen zu erhalten. Bleiben wir also bei der ebenfalls recht komplizierten Wissenschaft der Ordensverleihungen. Haben nun alle für einen Orden für Herrn Xiaosi gestimmt, hat sich hingegen niemals wer für Michael Jackson ins Zeug gelegt. Und doch trug der Popsänger einst das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien am Revers seiner mit Fantasieorden bestückten Uniformjacke. Es stammte, wie sich herausstellte, von einem Wiener Antiquitätenhändler. Dass der Künstler mit dem Tragen der ihm niemals verliehenen Auszeichnung gegen das Ehrenzeichengesetz verstieß, sah man ihm nach. Wer der undankbare rechtmäßige Würdenträger war, blieb im Dunklen.

Schlimmer als das unrechtmäßige Tragen eines Ordens finden wir ja, wenn einem statt dem goldenen nur das silberne Ehrenzeichen verliehen wird. Hat was von Trostpreis. Dann schon lieber Ehrenbürger. In den vergangenen 20 Jahren wurde diese Ehre zwölf Männern und nur einer Frau zuteil. Unsere Chancen sind also enden wollend.

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