Johannas Fest: Wiener Schnitzel und Landesverräter

Ziemt es sich, Wiener Schnitzel mit Preiselbeeren zu verzehren? Was ich früher als Unsitte kulinarischer Banausen wertete, scheint sich mit den Jahren epidemisch zu verbreiten.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Vergangene Woche traf ich den Gastrosophen Dr. Dr. Peter Peter. Aus dem Nebenlokal waren unverkennbare Geräusche zu hören. Unentwegt wurden bei dem Schnitzelspezialisten Fleischstücke geklopft. Ich packte die Gelegenheit beim Schopf, mit dem wissenschaftlich fundierten Spezialisten für Weltküchen über ein Thema zu reden, das die Geister scheidet: Ziemt es sich, Wiener Schnitzel mit Preiselbeeren zu verzehren? Was ich früher als Unsitte kulinarischer Banausen wertete, scheint sich mit den Jahren epidemisch zu verbreiten.

„Die Original-Garnitur bestand aus einer Zitronenscheibe und einem Petersilzweig. Später wurden in der k. u. k. Hofküche auch Kapern, Sardellen und Eier verwendet“, weiß der Autor zahlreicher Bücher, darunter die „Kulturgeschichte der österreichischen Küche“. Bei deren Lektüre erfahre ich, dass es wegen der Garnitur schon zu Verwerfungen kommen kann. Und dass ich etwas mit dem Mimen und Beisel-Traditionalisten Otto Schenk gemeinsam habe: Für ihn sind die Granten zum Schnitzel schlicht „Landesverrat“!

Während sich einige Wiener Lokale schon weichklopfen haben lassen und die Preiselbeeren optional als Garnitur anbieten, bleibe ich hart. Aber Widerstand scheint zwecklos. Die Wiederholungstäter unter meinen Gästen rücken zum Schnitzel-Essen mit ihren eigenen Preiselbeer-Gläsern an. – Landesverräter allesamt!

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