Johannas Fest: Von Schwätzern und Schweigern

Tischgesellschaften: Eiserne Schweiger als Nachbarn versetzen einen auch nicht in den Wohlfühl-Modus.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Wer das Reden lieber anderen überlässt, hat mit Lara als Sitznachbarin das große Los gezogen. Die Sätze purzeln aus ihrem Mund nur so heraus. Sie braucht dazwischen genauso wenig Atem holen wie die, der Zirkular-Atmung mächtigen, Didgeridoo-Spieler. Sollte die Tischgesellschaft den Bruchteil einer Sekunde nutzen, während sich die New Yorkerin einen Bissen in den Mund schiebt, um ein Stichwort einzuwerfen, kommt sie wieder ins Staunen: Es gibt kein Thema zu dem die quirlige Businesswoman nichts zu sagen hätte. Ihr beachtliches Repertoire reicht von Weltpolitik bis Medizin, von Paarbeziehungen bis Schönheitschirurgie und von Kunst bis Hundefutter.

Hoffnungen auf einen Gedankenaustausch darf man sich im Gespräch mit ihr nicht machen. Lara funktioniert nur im Monolog-Modus.

Ob es was Schlimmeres gibt, als ein Abendessen lang neben der optisch höchst attraktiven 50-Jährigen zu sitzen? Absolut: Eiserne Schweiger als Nachbarn versetzen einen auch nicht in den Wohlfühl-Modus, gleichgültig, wie erlesen das kredenzte Mahl sein mag. Wie solche Spaßbremsen zum Reden gebracht werden könnten?

– Stellen Sie offene Fragen, die mehr als eine kurze Antwort erfordern.

– Teilen Sie Ihre eigenen Gedanken und Meinungen, indem Sie über sich selbst sprechen.

– Suchen Sie nach gemeinsamen Interessen, Hobbys oder Erfahrungen, über die beide sprechen können.

Wenn all diese Bemühungen ohne Erfolg bleiben, ist Ihr Tischpartner vielleicht einfach nicht in der Stimmung für Konversation. Dann hätte er oder sie daheimbleiben sollen! Ist kein Platzwechsel möglich, ziehen Sie die Reißleine. Erfinden Sie irgendeinen Grund, warum Sie die Party fluchtartig verlassen müssen. Fürs Ausharren sollte Ihnen Ihre Lebensrestzeit zu schade sein!

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