Johannas Fest: Von Geschenken für den guten Zweck

In der Gesellschaft betuchter Erben oder Großverdiener gehört es regelrecht zum guten Ton, zu Spenden für karitative Zwecke aufzurufen, statt sich selbst beschenken zu lassen.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Wenn Eva an ihren letzten runden Geburtstag zurückdenkt, kann sie sich immer noch ganz schön echauffieren. Die Inhaberin eines kleinen, feinen Möbelladens hatte anlässlich ihres Fünfzigers hundert Leute in das geschichtsträchtige Herrenhaus eines Freundes geladen. Ganz nach Evas Art kredenzte sie ein höchst deliziöses Menü, alles von der begnadeten Köchin selbst gemacht. Nach dem Champagner einer berühmten Luxusmarke begleiteten edelste Rebsäfte die fünf Gänge. Und weil die temperamentvolle Jubilarin auch gern eine flotte Sohle aufs Parkett legt, engagierte sie sogar Tanzgeiger, die live aufspielten. Kurz gesagt, das Geburtstagskind hat – wie es seine großzügige Art ist – weder Kosten noch Mühen gescheut.

Nun sind solche Einladungen ja keine Gegengeschäfte und an sich ist schon die Gesellschaft lieber, kluger, unterhaltsamer Freunde in bester Laune ein Geschenk.

Aber Eva hat sich schon etwas mehr erwartet. In der Einladung bat sie explizit darum, von Geschenken abzusehen und stattdessen für ein Spital in Kathmandu zu spenden.

„Weißt Du, wie viele Gäste dieser Bitte nachgekommen sind?“, fragte sie mich. – „Zwei! Magere 150 Euro sind in dem bereitgestellten Sparschwein gelandet.“

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