Johannas Fest: Verbindliche Sitzordnung

Wir hatten Glück mit der Sitzordnung, von der wir wussten, dass sie keine unverbindliche Empfehlung ist, sondern eine Einteilung, der Folge zu leisten ist.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Gute Gastgeber kredenzen nicht nur großzügig das Beste an Speisen und Getränken, das ihr Budget erlaubt. Der Tisch wird liebevoll gedeckt und die Gäste ebenso ausgesucht wie das Menü, die Getränkefolge und – falls erwünscht – die Begleit- oder gar Livemusik.

Vergangenes Wochenende genossen wir eine solche Einladung. Barbara hat ziemlich zeitgleich mit ihrer Tochter einen akademischen Grad errungen. Die frischgebackene Wirtschaftspsychologin und ihr Mann baten aus diesem Anlass rund sechzig Gäste in ein Innenstadtlokal, konkret zu einem der fünf besten Italiener Wiens. „Feiern bei Essen und Lachen“ war die Devise und es wurde einer der lustigsten Abende seit Langem. Vor dem Eingang der Trattoria begrüßten die Gastgeber mit Prosecco und deliziösen Häppchen, machten die eintrudelnden Freunde miteinander bekannt und wiesen darauf hin, dass es Tischkärtchen gebe.

Als es kälter wurde, nahmen wir die uns zugedachten Plätze an der festlich gedeckten Tafel ein und genossen nebst den ersten zwei Gängen drei ausgesprochen kurzweilige Reden zum Anlass des Festes; kurzweilig deshalb, weil sie nicht nur kurz waren, sondern auch sehr persönlich. Darüber hinaus kam das verdiente Lob für die fleißige, zielstrebige und im Beruf wie im Studium ebenso erfolgreiche sechzigjährige Jungakademikerin mit der unverzichtbaren Würze „Selbstironie“ über die Bühne.

Die musikalische Untermalung der beschwingten Feier lieferte ein authentischer italienischer Schlagersänger: Spätestens beim „Volare“ (Fliegen), dem Refrain des Ohrwurms „Nel blu dipinto di blu“(in Blau gemaltes Blau), der als Siegertitel des Sanremo-Festivals 1958 hervorging, gab es kein Halten mehr. Die vom Alter her – dreißig bis siebzig Jahre – höchst diverse, was die Amüsierfreudigkeit betrifft aber absolut homogene Gästeschar begann, ausgelassen das Tanzbein zu schwingen und sich zu mischen. Es wurde sehr spät an diesem Abend.

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