Johannas Fest: Ohrenschmaus und Gaumenfreuden

Wir waren uns darüber einig, dass Zufalls-Tafelrunden gleichermaßen Risiko wie Chance bedeuten.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Der vergangene Sonntag war für mich ein echter Glückstag. Wir waren am Abend zu einem Fundraising-Dinner des Vereins „Freunde junger Künstlerinnen und Künstler“ in Salzburg eingeladen. Weil mein Mann schon vor Ort war, reiste ich mit unseren Freunden Monika und Georg von Wien aus an. Die beiden hatten meine Kolumne vom vergangenen Sonntag gelesen, in der ich empfohlen hatte, einer Einladung bei einem bisher nicht bekannten Gastgeber vorgesättigt zu folgen. „Wollen wir was essen gehen?“, fragte Monika nach rund 100 Kilometern. Neulich hätten sie ein Landgasthaus fernab der Autobahn in der nordöstlichsten Ortschaft der Eisenstraße entdeckt.

„Die haben eine herrliche Speisekarte mit regionalen Klassikern von mit Linsen gefüllten Topfentascherln mit Flusskrebsen, über geschmorte Kalbsbackerl mit Kohlrabi, Erbsen und Eierschwammerlschnitte, bis zu Mohnnudeln mit Marillenröster“, schwärmte sie. Das klang verlockend. Und schmeckte himmlisch: Die Haube von Gault Millau und die zwei Sterne von A la Carte haben sich die Herdkünstler vor Ort redlichst erkocht.

Weil das Wetter immer freundlicher wurde, je weiter wir Richtung Westen fuhren und wir noch eine Stunde Zeit hatten, schlug das Ehepaar einen Sprung in den Attersee vor. Was für ein unverhoffter Genuss, noch in dieses unvergleichlich türkis schimmernde Nass einzutauchen, vielleicht zum letzten Mal in diesem Sommer! Auf’s Feinste gelabt und erfrischt traten wir zur letzten Etappe Richtung Salzach-Metropole an.

Zufalls-Tafelrunden

Auf der Fahrt unterhielten wir uns über das Thema „Tischnachbarn“. Wir tauschten unsere persönlichen „Worst“ und „Best Case“-Erfahrungen – von eisernen Schweigern über Alleinunterhalter, bis hin zum Idealfall – ebenso interessanten wie interessierten Gesprächspartnern – aus. Das gab Stoff, der auch für eine Autofahrt bis Paris ausgegeben hätte. Wir waren uns darüber einig, dass Zufalls-Tafelrunden gleichermaßen Risiko wie Chance bedeuten, hofften aber dennoch, am bevorstehenden Abend alle an denselben Tisch gesetzt zu werden.

Es wurde übrigens kulinarisch wie musikalisch ein Abend der Sonderklasse, eine Symbiose von gutem Essen, erlesenen Weinen, kulturellen Höhepunkten und Tischgespräch, der in die Rubrik „Ohrenschmaus und Gaumenfreuden“ Eingang findet.

Die Idee, junge Talente in dieser für Künstler so trostlosen Zeit zu unterstützen, hatte Ildikó Raimondi. Das langjährige Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, das am Salzburger Mozarteum Sologesang unterrichtet, fand in dem gefeierten Bassisten Günther Groissböck sofort einen engagierten Mitstreiter für das Fundraising-Dinner. Aus den Erfolgszutaten einzigartige Location, dem „Emsliebhof“ in Anif, bis zum 3 Gault & Millau Hauben-Essen aus Sepp Schellhorns Restaurant „Hecht“, den Getränken, dem Service und großer Oper aus den Kehlen der beiden Initiatoren entstand ein gewinnbringender Abend.

Da alle „pro bono“ am Werk waren, gehen die Einnahmen von 350 Euro „Eintrittsgeld“ pro Person, sowie darüber hinausgehende Geldspenden der 100 geladenen Gäste, alles zusammen beachtliche 50.000 Euro, 1:1 an den Verein.

Unsere Hoffnung, an einem Tisch zu landen, hat sich übrigens nicht erfüllt. Dafür landeten wir aber zu guter Letzt im selben Hotelzimmer: Weil es so lustig war, luden meine Tischnachbarinnen nämlich nach dem Fest zur Room-Party ein!

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