Johannas Fest: Mein Mann, der Partyschreck

In der monatelangen Gastgeberinnen-Karenz habe ich fast vergessen, was für ein Wagnis das Ausrichten solcher Privat-Events ist.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Als wir in Wien noch dachten, dass mit dem 19. April die Normalität zurückkehren würde, erhielten wir zwei Einladungen zu Geburtstagsfeiern: Vergangenen Dienstag wurde Marianne 42, Alexanders 30er stand am Mittwoch an. Zu Letzterem sollten achtzehn Personen – die meisten davon gute Freunde von uns – kommen. Unsere Vorfreude war riesig, aber natürlich wurden beide Festivitäten abgesagt, als der Ausnahmezustand in der Hauptstadt bis Anfang Mai verlängert wurde.

Marianne ärgert sich: „Das ist schon der zweite Geburtstag in Folge, der ins Lockdown fällt!“ Vor sieben Tagen sendete uns die begnadete Köchin eine Momentaufnahme von ihrem Griller. Ich habe sie gezählt: Es waren zwanzig Babykalamare, die da auf dem heißen Eisen vor sich hinbrutzelten. Da ging wohl ein Teil an die Nachbarn auf der angrenzenden Terrasse. Ich ersticke aufkommenden Futterneid im Keim: Irgendwann werden auch wir uns schließlich wieder gegenseitig zum Fine Dining einladen.

In der monatelangen Gastgeberinnen-Karenz habe ich aber fast vergessen, was für ein Wagnis das Ausrichten solcher Privat-Events ist; überhaupt mit meinem Göttergatten.

In essenziellen Wertehaltungen harmonieren wir zwar weitestgehend, was uns nun schon recht lange miteinander auskommen lässt. Bezüglich Essens- Einladungen bei uns daheim, driften wir jedoch immer weiter auseinander; überhaupt seit er sich auch als experimentierfreudiger Spontan-Hobbykoch versucht.

Wenn der Gemahl zwei Stunden vor Eintrudeln der Tafelrunde stolz mit Spontankäufen wie Schwert- muscheln oder Soba-Nudeln ankommt, die wir doch bitte auch noch als lustige Zwischengänge servieren könnten, werfe ich regelmäßig die Nerven weg. Und wenn er auch noch einen zusätzlichen Gast, den er gerade zufällig am Markt getroffen hat, ankündigt, wird mein Mann zu meinem ganz persönlichen „Partyschreck“. Allerdings amüsiert er mich im realen Einladungsgeschehen weitaus weniger als Peter Sellers in der Filmkomödie „Der Partyschreck“; den US-amerikanischen Klassiker, ein 94-minütiges Feuerwerk an Gags, kann ich Ihnen übrigens wärmstens gegen Schlechtwetter- und jeden anderen Blues empfehlen.

Auf „Nummer sicher“

Ebenfalls aus den USA kommt ein New Yorker Lifestyle-Magazin aus dem Jahr 2014, das mir neulich in die Hände fiel. „Mit diesen essenziellen Party-Tricks im Ärmel wird Ihnen die perfekte Soiree gelingen“, so das Titelversprechen über einem mehrseitigen Artikel, der zwanzig Tipps enthält.

Ratschlag Nr. 1: Kochen Sie als Hauptgang etwas Einfaches, das Sie gut können und jeder mag. Die Autoren raten vom Zubereiten zu vieler Gänge ebenso ab, wie vom zeitaufwendigen Mixen komplizierter Cocktails, endlosen Erläuterungen zu den servierten Weinen und allzu akkuraten Dresscodes oder Sitzordnungen.

Risikoscheu sollte bei der Gästeauswahl vorgegangen werden: „Laden Sie nur Leute ein, die sie gut kennen und von denen Sie wissen, dass sie sich miteinander verstehen.“

Ich werde bei künftigen Einladungen einige der Ratschläge aus dem Magazin aufnehmen. Mit meinem Partyschreck habe ich vereinbart, dass wir abwechselnd als Gastgeber fungieren und keiner dem anderen in seine Regie hineinpfuscht.

Inzwischen übe ich die Zubereitung einfacher Hauptspeisen. Vergangene Woche gab es gleich dreimal Quiche. Die kann ich jetzt wirklich gut!

Improvisation und Spontaneität können ja lustig sein, Planung und Praxis geben aber Sicherheit. Und die ist in unserer volatilen Zeit eine äußerst schmackhafte Ingredienz.

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