Johannas Fest: Fasten ohne Sozialaskese

Warum es immer wieder längerer Anlaufzeiten bedarf, bis wir abspecken, ist ganz einfach erklärt ...
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Der Grund dafür, dass sich bei uns schon eine erhebliche Menge überschüssiger Kilos angesammelt hat, ist ganz einfach erklärt: Wir lieben gutes Essen, wie auch edle Rebsäfte und davon haben wir während der vielen Feiertage mehr als genug genossen.

Warum es immer wieder längerer Anlaufzeiten bedarf, bis wir abspecken, ist auch ganz einfach erklärt: Am liebsten genießen wir in Gesellschaft guter Freunde, mit denen schon das gemeinsame Kochen Spaß macht. Fasten hingegen ist ein einsames Unterfangen. Auf wohlschmeckende Kalorien einerseits und inspirierende Sozialkontakte andererseits gänzlich zu verzichten, sind nicht wirklich prickelnde Aussichten.

Am besten geht Fasten natürlich in einschlägigen, geschlossenen Anstalten, die sich zeitgemäß Vital- oder Wellness-Zentren nennen. Was sie alle neben Abschottung von leiblichen Versuchungen und unterstützenden Behandlungen bieten, ist die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Darüber hinaus ist ein Aufenthalt in diesen Einrichtungen alles andere als billig.

Wir haben uns während unserer jüngsten, ebenso opulenten wie kalorienreichen, Einladung beim besten Hobbykoch und dem besten Cocktailmixer unter unseren Freunden auf ein eigenes Programm geeinigt. Weil wir alle vier ordentlich was auf die Waage brachten, war klar: „Eine Diät muss her!“ – Heilfasten nach F. X. Mayr zum Beispiel mag zwar gesund sein und zu einer nachhaltigen Umstellung der Ernährungsgewohnheiten führen. Da wir aber die Aussicht auf einsames Kauen (50-mal pro Bissen) gealterter Mayr-Semmeln als trist empfanden, fiel unsere Wahl auf die Krautsuppendiät.

Diese ist halbwegs abwechslungsreich, da es außer Krautsuppe jeden Tag etwas anderes dazu gibt (Obst, Gemüse, Eiweiß), ihre Dauer ist mit einer Woche überschaubar und ihr fettverbrennender Effekt lohnend. Damit noch mehr Abwechslung am Plan steht, vereinbarten wir, die Suppe jeden zweiten Tag beim jeweils anderen Paar auszulöffeln. Schließlich sollte der Verzicht auf Kohlenhydrate nicht mit totaler Sozialaskese verbunden sein. Zusätzlich kam mit der gegenseitigen Besuchsvereinbarung neben Abwechslung für die Gaumenknospen (beim Würzen ist künstlerische Freiheit erlaubt) auch noch Tapetenwechsel auf den Diät-Plan.

Brotlose Spiele

Mit „panem et circenses“ hielten schon die Herrscher im alten Rom das Volk bei Laune. Brot und Spiele boten sie ihren Untertanen zur Ablenkung von deren drögem, kargem Alltag.

Unsere Diätwoche war zwar brotlos, aber spannend und unterhaltsam: An den Besuchstagen beim jeweils anderen Paar standen neben der Krautsuppe auch Spiele auf dem Menüplan. So vergingen die ersten sieben Diättage wie im Flug und das Ergebnis war höchst erfreulich: Je nachdem, wie viel wer zu verlieren hatte, betrug die Gewichtsabnahme zwischen vier und sieben Kilogramm.

Weil die Übung so gut gelungen war, entschieden wir uns für ein „zurück an den Start“ und für die Verlängerung unseres Diätprogrammes um eine weitere Woche.

Weniger ist mehr: Den Gewinn an körperlicher Leichtigkeit wollen wir heute mit einem Restaurantbesuch feiern. Allerdings nicht zügellos, denn wie wir ja alle wissen, warten hinter den Mühen der Berge die Mühen der Ebenen.

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