„Wir werden einander viel verzeihen müssen“

Dieser berühmte Satz des deutschen Gesundheitsministers klingt 20 Monate später aktueller - und utopischer - denn je.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Das Virus bleibt, die Regierung geht: Als der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Frühjahr 2020 einen der berühmtesten Sätze der Pandemie sprach, ging er davon aus, dass er länger amtieren werde als das Virus.

"Wir werden in ein paar Monaten einander wahrscheinlich viel verzeihen müssen", sagte er damals. Inzwischen sind bereits 20 Monate vergangen, Deutschlands neue Koalition soll demnächst stehen, Spahn kann gehen, und es ist nicht einmal mehr sicher, ob die – unmittelbar vor Corona angelobte – österreichische Bundesregierung das Ende der Pandemie noch erleben wird.

Die Aussage "Wir werden einander viel verzeihen müssen" kann inzwischen höchstens als frommer Wunsch gewertet werden. Spahn meinte damals einerseits Fehler in der Politik, andererseits, dass man "im Umgang miteinander Maß halten" solle ("Maß halten" nicht in Form von Bieren, sondern von Worten). Doch das Maß ist längst voll. Und die Frage ist nicht mehr, ob man einander am Ende dieser Pandemie "viel verzeihen" wird können, sondern ob dann überhaupt noch jemand weiß, wie Verzeihen geht.

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