Im Geheimdienst ihrer Majestät

Auch dem Profisport und manch seiner dubiosen Paten würden zuweilen gnadenlose Aufklärer-Typen a la Bond gebühren
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

„Was wüllst mit den faulen Ferschlern? Warum verteidigst immer Deine Wiener Kicker?“ Es war im Herbst 1968, als ich vom steirischen Motorsport-Redakteur Erich Glavitza im KURIER-Jungjournalistenkammerl wiederholt die vorwurfsvolle Frage zu hören bekam. Zu diesem Zeitpunkt konnte Glavitza nicht ahnen, dass Rapid ein paar Wochen später, im Dezember '68, ein vorweihnachtliches Wunder gelingen sollte. Indem Real Madrid aus dem Europacup eliminiert wurde.

Als Reporter-Greenhorn hielt ich es wiederum für einen Scherz, als es am KURIER-Sporttelefon hieß „ London calling“, und die Harry-Saltzman-Production Zimmerkollegen Glavitza zu sprechen wünschte. Worauf der nach Ende des Telefonats lässig verriet.„I spiel für’n James Bond.“ Am 11.11. 1968, also am Tag genau vor 50 Jahren, erfuhren auch die Leser von der filmreifen Story .

Der Kapfenberger Glavitza, als Schüler hyperaktiver Sitznachbar von Dietrich Mateschitz im Brucker Gymnasium gewesen, war damals, wenn er nicht gerade für den KURIER skeptisch über Bleifußteenager à la Niki Lauda berichtete, grausam kühner Rallyefahrer. Und plötzlich auf Schweizer Eis im „ Geheimdienst ihrer Majestät“ mit Toupet rasendes Double von Bonds Filmbraut Diana Rigg. Sie genoss (auch als Emma Peel in der Krimi-Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“) einen Bekanntheitsgrad wie heute Cameron Diaz und Jennifer Lopez zusammen, während Bond-Darsteller George Lazenby nie die Popularität von Vorgänger Sean Connery erreichte.

Gedreht wurden die Stuntszenen mit „Erich-Diana Glavitza-Rigg“ in Lauterbrunnen. 400 Höhenmeter unterhalb des Lauberhorn-Abfahrtsziels, das Karl Schranz (wird am nächsten Sonntag 80) zumeist mit Bestzeit zu erreichen pflegte.

Als Gage bekam Glavitza 20 Ford-Escort-Autos. Und bald das Angebot, sich im Film „ 24 Stunden von Le Mans“ mit Steve McQueen zu duellieren. „Was viel gefährlicher war. Weil ich mit 200 km/h gegen die Planken krachen musste.“ Glavitza blieb als McQueen-Rivale wie als Diana-Double unverletzt.

„Im Geheimdienst ihrer Majestät“ war wie immer nach Bond-Muster gestrickt:

Stinkreicher Bösewicht terrorisiert die Welt. Ein Drehbuch, das heute beklemmend wirklichkeitsnah nah erscheint. Auch dem Profisport und manch seiner dubiosen Paten würden zuweilen gnadenlose Aufklärer-Typen a la Bond gebühren. Meint der nimmermüde Benzinbruder Glavitza und fordert Fußball-Journalisten auf: „Gebt Vollgas.“

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