Igel-Porno

Je unerfreulicher die Nachrichtenlage, desto besser gehen Sexthemen. Da nimmt man sogar eine Dosis Kunst in Kauf.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

In einer Welt voller Katastrophenmeldungen sind es die Sexnachrichten, die ziehen. Genüsslich wurde etwa in allen Medien der bayerische Igel-Porno angeklickt: Mann in Schwaben alarmiert Polizei, weil er heftiges Hecheln hört. Polizei nimmt zu Protokoll: „Zwei Igel waren ziemlich intensiv bei der Sache und verursachten durch lautes Stöhnen das Unbehagen des Mitteilers.“ Schön, dass das Unbehagen des Mitteilers so behagliche Gründe hatte (oder hatte er Sorge, die Igel könnten sich stechen?).

Intensiv bei der Sache waren auch zwei Fahrgäste in der Münchner S-Bahn, was laut Erkenntnis der ermittelnden Beamten zu Erregung geführt habe (wenn auch leider nur zu Erregung öffentlichen Ärgernisses). Erregung und Ärgernis derzeit auch in der Kunstwelt: Eine Pornoplattform zeigt unter dem Titel Classic Nudes prominente unbekleidete Skulpturen und Gemälde der Kunstgeschichte als vermeintlich pornografisch. Lautes Stöhnen und Unbehagen in den Museumsdirektionen ob dieser Stichelei. Dabei handelt es sich bloß um menschliche Blöße. Nackte Igel sind nicht dabei.

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