Pflichtgetreue Hundehalterin

Pflichtgetreue Hundehalterin
Wieso stellt die Post Briefe an Daria ordnungsgemäß zu und sendet meine retour? Berühmt müsste man sein.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Manche Menschen erkennt man schon von Weitem an ihrer Frisur, am Gang oder am Herbsthassergesichtsausdruck (Daria und ich kennen einen, der sagt: „Die einzig erträgliche Jahreszeit ist Juli“ – und so schaut er dann auch elf Monate lang Jahr drein).

Mich erkennt man an der Leine. Daria führt mich regelmäßig Gassi. Als ihre Pressesprecherin folge ich ihr artig und antworte jedes Mal pflichtgetreu, wenn sie unterwegs angesprochen wird. „Ja bist du die Daria!?“, lautet die meistgestellte Einstiegsfrage. Ich antworte dann freundlich „Ja!“ (und hoffe, dass mir ob der Notlüge keine Schnauze wächst oder gar Schlappohren). Dann sage ich: „Wie geht es Ihnen?“, wenn es jemand ist, der uns die Daria-Frage wöchentlich stellt. Oder ich sage: „Ja! Woran haben Sie das erkannt?“, wenn es jemand ist, den wir noch nicht kennen.

Es macht mir nichts aus, am Hund erkannt zu werden. Ich habe ein Allerweltsgesicht und bin nicht bekannt, während Beagle Daria eine Schön- und Berühmtheit ist. Ich kann das neidlos anerkennen.

„Schau, die Mama von der Daria!“

Neulich aber erreichte meine Neidlosigkeit fast ihre Grenze. Ich war ohne Daria unterwegs (sie gestattete das ausnahmsweise, weil am Friedhof striktes Hundeverbot herrscht) und begegnete zwei Frauen, eine davon eine Bekannte von mir. Diese lächelte mich an, als habe sie mich auch ohne Hund erkannt, und das, obwohl ich, wetterbedingt, eine Haube und zwei Kapuzen trug. Ich freute mich. „Doch kein Allerweltsgesicht“, dachte ich. Dann stellte mir die Bekannte ihre Mutter vor – und ihrer Mutter mich: „Schau Mama, das ist die Mama von der berühmten Daria!“ Ich schluckte tapfer.

Als ich heimkam, öffnete ich den Postkasten, um zu sehen, ob meine Beschwerde bei der Post erfolgreich war. Seit meinem Umzug wird meine Post, trotz Nachsendeauftrags, nicht zugestellt, sondern zurückgeschickt. Erfreut stellte ich fest, dass diesmal endlich ein Brief drin lag. Er war adressiert an: „Daria da Casa Catarina“. Der Beweis war erbracht: Ich bin doch nur Angestellte der Promi-Vierbeinerin, ihre Post wird zugestellt, meine nicht. Daria bat mich, den Brief zu öffnen. Es war eine Mahnung vom Beagle-Club, den Mitgliedsbeitrag endlich zu zahlen. „Rasch überweisen!“ sagte Daria. Ich gehorchte.

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